Bochum. .

Dieser Mann ist ein Paradebeispiel für einen Philantropen: „Die Gesellschaft hat mir in meinem Leben so viel gegeben, da fühle ich mich verpflichtet, anderen etwas zurückzugeben.“ Bei Wilfried Bödeker (61) klingt das nicht manieriert, auch nicht, wenn er sagt: „Ehrenamt hat bei mir einen hohen Stellenwert.“ Er ist einer von 20 Seniorensicherheitsberatern, die ab sofort ältere Bochumer vor Gefahren und Verbrechen bewahren wollen.

Aufmerksam wurde er durch eine Meldung in der WAZ-Bochum im letzten Jahr: „Ich rief sofort bei der Polizei an und erklärte meine Bereitschaft.“ Die Männer und Frauen zwischen 58 und 75 Jahren wurden mehrere Monate umfassend ausgebildet und sollen als Bindeglied zwischen Bürgern, Polizei und Stadt fungieren. „Ältere Menschen haben einen höheren Bedarf nach Sicherheit“, sagt Wilfried Bödeker. Er wolle sich verstärkt um zwei Gruppen bemühen: die, die schon Angst haben, ihr Haus zu verlassen, weil sie überall Verbrechen wittern, und die Sorglosen, die allzu viel Vertrauen in ihre Mitmenschen haben. „Beide will ich sensibilisieren.“

Einbrechern das Leben schwerer machen

Da hilft ihm das Wissen, das den Beratern Verbraucherzentrale, DRK, Feuerwehr und vor allem die Polizei vermittelten. Bödeker: „Ich weiß jetzt, wie man mit einem langen Schraubenzieher ein Fenster öffnet und war geschockt, wie leicht das geht.“ Wie Senioren etwa Einbrechern das Leben schwerer machen, hat er ausgiebig gelernt, kann Sicherheitstipps geben.

Vor allem will er vor dem „Enkeltrick“ warnen, den Gauner nach wie vor bei alten Menschen anwenden und damit immer noch erfolgreich sind. „Nicht jeder, der um ein Glas Wasser bittet, hat Durst“: Damit zielt er auf die Masche, die Diebe an Haustüren anwenden, um sich Wohnungszutritt zu verschaffen. „Die Rentner lassen solche Leute oft arglos herein, weil sie – geprägt durch eigene Erfahrungen der Nachkriegszeit – glauben, jedem der fragt, helfen zu müssen.“

Helfen, das ist für Wilfried Bödeker Alltag. Bevor er unlängst vorzeitig aus seinem Beruf als kaufmännischer Angestellter im Einkauf bei Thyssen-Krupp ausschied, betreute er elf Jahre lang Straftäter in der JVA Bochum. Auch schwere Jungs sind darunter, die sich bei ihm die Probleme von der Seele reden. „Das werde ich auch weiter machen, das ist mir eine Herzensangelegenheit; für diese Menschen bin ich der einzige persönliche Kontakt nach draußen. Die Familien haben sich meist losgesagt.“

Sicherheitsberater als ehrenamtiche Arbeit

Damit Bürger erst gar nicht Opfer von Straftätern werden, entschied sich der Bochumer Wilfried Bödeker für den Sicherheitsberater als ein zweiten ehrenamtliches Standbein. „Ich wohne an der Castroper Straße, dort werde ich für mich werben mit Flyern bei der Fußpflege, am Kiosk, am Lottoladen und bei der Postagentur.“ Er will sich einen Stützpunkt einrichten, wahrscheinlich im Stadtteilladen Grumme, wo er einmal pro Woche Sprechstunden anbietet. „Darüber hinaus werde ich mir Telefonnummer und Email-Anschrift einrichten, um erreichbar zu sein. Ich werde auch, wenn gewünscht, zu Leuten nach Hause kommen, um sie zu beraten.“

Netzwerkpartner für das Projekt sind die Seniorenbegegnungsstätten von Awo, DRK, Caritas, Diakonie, Paritätischer Wohlfahrtsverband und Altenhilfe der Stadt, die Jüdische Gemeinde und das Mehrgenerationenhaus Dahlhausen.