Bochum. .

Wie ein überdimensionales Stück Knäckebrot schwankte die Betonplatte am Haken des gewaltigen Autokrans. Die Aktion mit Oberbürgermeisterin, Dezernenten und reichlich Lokalpolitik am Montag markierte den Start der Sanierung der Hans-Böckler-Realschule. Für etwa zehn Millionen Euro baut die Entwicklungsgesellschaft Ruhr (EGR) im Auftrag der Stadt eigentlich eine komplett neue Schule. Einzig das Stahlbetonskelett bleibt vom alten Schulzentrum stehen.

Dass diese eigentlich reichlich unspektakuläre Veranstaltung doch so etwas wie Spannung erzeugte, lag weniger am Ereignis selbst als vielmehr an seiner Vorgeschichte. Über mehr als fünf Jahre bewegte das Thema Hans-Böckler-Realschule die Stadt. Monatelang gaben Kenner der lokalen Schulszene kaum noch ein Stückchen Tafelkreide (die wird es im Neubau übrigens wegen der elektronischen Tafeln nicht mehr geben) für die Zukunft der Schule.

Sembritzki hält am Konzept fest

Manchmal schien es, dass einzig Schulleiter Walter Sembritzki noch an das mit vielen Fachleuten erarbeitete moderne und zukunftsweisende pädagogische Konzept und moderne Raumangebot glaubte. Es gab mehrere Ratsbeschlüsse, die immer wieder für die Sanierung des mit PCB und Asbest belasteten Altgebäudes plädierten. Seit Monaten dämmerte die von Altlasten entkernte Konstruktion vor sich hin. Als Arnsberg schließlich vor gut drei Jahren den Finanzspielraum arg beschnitt, schien die Sache endgültig besiegelt.

Am Montag erinnerte Heinz-Dieter Fleskes (SPD) in seiner Funktion als EGR-Aufsichtsrat an die Geschichte und auch Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz an die verschlungene Entscheidungsgeschichte. „Es ist grenzwertig, dass hier überhaupt Unterricht stattfinden konnte“, bekannte Scholz offen. Neben der Unsicherheit war es vor allem die Baustelle des in unmittelbarer Nachbarschaft wachsenden Neuen Gymnasiums, die aufs Gemüt drückte.

„Wir haben eigentlich die Hoffnung nicht aufgegeben"

Doch Walter Sembritzi blieb über die Jahre optimistisch: „Wir haben eigentlich die Hoffnung nicht aufgegeben. Außerdem hat die Situation hier im Provisorium die Kollegen noch mehr zusammenrücken lassen.“ Derzeit gehen 520 Schülerinnen und Schüler auf die Hans-Böckler-Realschule. Zum neuen Schuljahr wurden 60 Kinder angemeldet. Da die Schule einen besonderen Förderschwerpunkt – als inklusiven Unterricht – anbietet, kann nach den Sommerferien mit drei Parallelklassen gestartet werden.

Unausgesprochen klang natürlich die sogenannte E-Mail-Affaire vom vergangenen Sommer nach: Schulverwaltungsamtsleiter Ulrich Wicking hatte seinem Parteifreund Ernst Steinbach Argumentationshilfe gegeben, für den Erhalt der Schule. Brisant nur, dass dies im genauen Widerspruch zur von Wicking selbst erarbeiteten Verwaltungsvorlage stand, die das genaue Gegenteil, nämlich die Schließung der Schule forderte.

Aber vielleicht brachte der Schülerchor mit dem „Finnischen Tanzlied“ die derzeitige Stimmung der Schulgemeinde am allerbesten auf den Punkt: „Warum zögerst du noch und bleibst stehn in der Nacht . . .“