Bochum. .
Damit hatten selbst die überzeugtesten Erich-Kästner-Schul-Anhänger nicht gerechnet. Kaum dass Moderatorin Gabi Bauer richtig angefangen hatte, knallte nach kurzen Spots die Sensation über den Sender Phönix in die rappelvolle Schulaula an der Markstraße: Die Erich-Kästner-Schule gewinnt den deutschen Schulpreis. Auf der überdimensionalen Leinwand sehen die Schülerinnen in Bochum, wie ihr Schulleiter Walter Bald in Berlin perplex und glücklich die Auszeichnung, einen stilisierten Schulstuhl mit Flügeln in Empfang nimmt.
Unter den insgesamt sechs ausgezeichneten Schulen, die die Jury unter den 15 in Berlin nominierten auswählten, sind, einschließlich der Erich-Kästner-Schule, drei Schulen aus Nordrhein-Westfalen. Der Hauptpreis geht an die Evangelische Schule Neuruppin in Brandenburg, alle anderen Schulen erhalten 25.000 Euro.
Die Schule stand vor dem Aus
Doch es ist nicht das Geld, das an diesem Mittag die Gespräche in in der Schule bestimmt. Aus Berlin ist Schulleiter Walter Bald zu hören, der sich erinnert, wie es war, als er an die Schule kam: „Damals hatten wir ganze sieben Schüler, die bei uns zum Abitur geführt werden konnten.“ Knapper gesagt: Die Schule stand vor dem Aus. Schlimmer noch, das Land stellte ein Ultimatum. Durch die als Chaotenschule verschriene Schule ging ein Ruck: Lehrer Helmut Tinnemeyer: „Dieser Preis ist auch eine Bestätigung unserer Arbeit. Ich finde es super, damit habe ich nicht gerechnet.“
Heute gilt die Erich-Kästner-Schule, übrigens die erste Bochumer Gesamtschule und eine der ältesten Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen als äußerst gesund und innovativ. „Es ist ist vor allem die tolle und erfolgreiche Zusammenarbeit von Schülern, Lehrern und Eltern, die dafür steht, dass hier gerne gelernt und gelehrt wird“, sagt Abteilungsleiterin und Lehrerin Maria Frotscher.
Kooperatives Lernen
Insgesamt zehn Personen stark – vier Lehrer, vier Schüler und zwei Eltern – ist die Gruppe, die zur Preisverleihung nach Berlin gereist sind. Die Daheimgebliebenen sehen ihre Schülersprecherin Josefine Schmidt und Schüler Fatih Balaban, wie sich überglücklich mit auf die Fragen von Co-Moderator Dennis Wilms antworten.
Ausgezeichnet wurde vor allem das Konzept der Schule, das sich die Jury bei ihrem Besuch kurz nach den Weihnachtsferien genau hat erklären lassen. Besonders die Profilklassen waren es offenbar, die überzeugt haben aber auch die Art des kooperativen Lernens auf dem Weg zu einer Teamschule.
Bereits kurz nach der Preisvergabe standen einige Lehrer und Schüler zusammen und überlegten, wie die Delegation bei ihrer Heimkehr empfangen werden soll. In einem Punkt waren sie sich einig: Es soll eine Riesenüberraschung geben.