Bochum. Ja, liebe Männer, es gibt ihn, den ultimativen Bierkalender (im Internet): Ein Pilschen pro Spieltag, plus ein Feier-Bier für den strahlenden Europameister – wer immer als Sieger vom Platz gehen mag.

Doch mit einem profanen Kaltgetränk zum Anpfiff gibt sich der echte Fußball-Fan von heute längst nicht mehr zufrieden. Schon gar nicht zum großen Spiel Deutschland gegen Portugal im ukrainischen Lemberg. Die Devise lautet: Wir brauchen mehr! Vor allem mehr Deko! Klassiker wie Fähnchen, Trillerpfeifen oder Blumenketten in Schwarz-Rot-Gold gehören für den echten EM-Zuschauer längst zum Pflichtprogramm. Und was gibt es sonst noch so auf den Wühltischen der Devotionalien?

„Die Party-Artikel laufen alle super, da geht alles“, sagt Sarah Kemper, Mitarbeiterin des „Euroladens“ an der Huestraße. An einer kompletten Wand mit Fanartikeln, von der Riesenbrille zum Strohhut bis zu Klebetattoos, können die Fans entscheiden, mit welchem Accessoire sie sich schmücken möchten. Besonders kreative Köpfe greifen dabei auf den grauen Seppel-Hut mit Deutschland-Flagge für Ihn oder dem Diadem mit fröhlichen Bunny-Ohren in dreierlei Farbton für Sie zurück.

Die Ballprinzessin bei C&A

Und auch das Modehaus C&A lässt die begeisterte Sportfraktion nicht im Regen stehen. T-Shirts mit der Aufschrift „Ballprinzessin“, „Abräumer“ oder „Torkönig“ stehen im Eingang noch bis 20 Uhr für das heutige Auftaktspiel parat. „Besonders schön sind die riesigen Handtücher in Grasgrün mit aufgezeichnetem Spielfeld“, sagt Mitarbeiter Werner Kaminski. „Der Klassiker, der besonders gut läuft, bleibt aber das schlichte schwarze T-Shirt mit der Germany-Aufschrift.“

Dass auch die Kinder auf den EM-Zug aufspringen, dafür hat die Industrie gleichfalls gesorgt. „Alles, was auf den Ständen steht, geht gut weg“, sagt Karsten Schulte, Mitarbeiter des Spielzeug-Geschäftes Wagner und Raschka. Und der Stand ist groß: Einst genügten den Jungen und auch Mädchen die Panini-Heftchen samt Aufklebern, die so herrlich zum Tauschen einluden. Dieser Trend hat die Zeiten überlebt, doch heute steht gleich die gesamte Mannschaft von Jogi Löw seicht blickend als 300-teiligen Puzzle zum Verkauf. Dann doch lieber die Schiri-Quietscheente mit Trillerpfeife und schwarzem Shirt.

Beate Uhse und der Fußball

„Das sind doch alles Restbestände, die unter das Volk sollen“, wettert Margarete Panne, Inhaberin der Apotheke am Hauptbahnhof. Sie mag den ganzen Hype um die EM in ihrem Geschäft nicht mitmachen, gleichwohl sie betont: „Ich bin für Sport, aber den Ramsch mag doch keiner haben.“ Die „Beate Uhse“-Filiale nebenan scheint das gänzlich anders zu sehen. Im Schaufenster lockt eine hübsche Puppe mit engem weißen Kleidchen, auf dessen Brust ein Deutschland-Wappen prangt. Echtes Spielvergnügen garantiert.
P.S. Übrigens, mich persönlich lässt das Ganze schwarz-rot-goldene Trallala recht kalt – ich persönlich ziehe die rot-gelb-rote Variante vor.