Bochum. . Der Betrugsfall um abgefischte EC-Kartendaten bei Kunden des Gartencenters „Augsburg“ wird immer größer. Inzwischen geht die Bochumer Polizei von einem Millionenschaden aus. Allein in Bochum gibt es mindestens 1000 Schadensfälle. Die Polizei empfiehlt, Kontoauszüge regelmäßig zu überprüfen.
Der Betrugsfall um abgefischte EC-Karten-Daten weitet sich enorm aus. Jetzt vermutet die Kripo Bochum einen Schaden von mehreren Millionen Euro. Betroffen sind Kunden, die in den vergangenen Wochen im Bochumer Gartencenter „Augsburg“ an einer ganz bestimmten Kasse per Karte eingekauft hatten. Es handelt sich um den größten Betrug, der jemals in Bochum durch diese Masche, die „Skimming“ heißt, passiert ist. Polizeisprecher Volker Schütte redet von einem „großen Kaliber“.
Unbekannte Betrüger, deren kriminelle Energie ebenso hoch ist wie ihr High-Tech-Wissen, haben mit einer ausgeklügelten Technik die Daten von mindestens 1000 Karten samt PIN-Nummer heimlich ausgelesen und damit die Konten angezapft. Nach Erkenntnissen der Polizei wurde ein Bausatz, ohne dass man ihn von außen erkennen konnte, in ein Kartenlesegerät an der Kasse eingebaut. Die Polizei glaubt, dass die Täter sich nach dem offenen Ostermontag (9. April) in der Filiale an der A40 haben einschließen lassen, um den Zahlungsterminal zu manipulieren. Bereits einen Tag danach haben die Täter die ersten Geldbeträge von den Konten der „Augsburg“-Kunden abgehoben. Insgesamt betrifft dies den Zeitraum vom 10. April bis 14. Mai. Die Betrüger haben demnach wochenlang ihr Unwesen treiben können, ohne dass es auffiel.
Die Einzelbeute liege zwischen 500 und 5000 Euro - im Schnitt bei 1500 Euro
In dieser Zeit haben die Täter die Karten-Daten aus dem Kartenlesegerät an der Kasse von außerhalb, auf drahtlosem Wege, abgefischt. Sie übermittelten sie auf elektronischem Wege an Komplizen ins Ausland. Diese kopierten die Daten auf einen Rohling und fälschen so eine neue Zahlungskarte, mit der sie dann hohe Geldbeträge an Geldautomaten abhoben - im Kolumbien, Mexiko, der Dominikanischen Republik und New York. In Deutschland ist das Abheben mit gefälschten Karten aus technischen Gründen nicht möglich ist. Die Einzelbeute liege zwischen 500 und 5000 Euro, sagt Polizeisprecher Schütte - durchschnittlich bei rund 1500 Euro.
Bis gestern Mittag hat die Polizei Bochum bereits 1000 Schadensfälle festgestellt. Diese Anzahl kann aber noch kräftig ansteigen, glaubt die Polizei. Denn gesperrt wurden wegen des Bochumer Falles bereits 1800 Karten, darunter auch einige Kreditkarten. Auch in der Augsburg-Filiale Schwerte hatten die „Skimming“-Täter zugeschlagen. An beiden Standorten geht die Polizei von 4000 Betrugsfällen aus.
Pausenlos Strafanzeigen bei der Polizei
Bereits am Montag haben 120 Kunden in Bochum Anzeigen erstattet. Am Dienstag kamen pausenlos neue hinzu.
Betrogen wurden auch Kunden der Sparkasse. Bisher sind dort 30 Fälle bekannt, wie Sprecherin Sabine Raupach-Strohmann sagte. Gesperrt wurden aber bereits mehrere weitere Karten, weil auch ihre Besitzer betroffen sein könnten.
Für Augsburg ist der Fall „hochgradig unangenehm“, wie Vertriebsleiterin Barbara Schilling sagt. Man überlege sich für die Opfer „eine kleine Geste“, eventuell einen Gutschein. Die Kartengeräte wurden ausgewechselt. Nachts werden sie jetzt eingeschlossen.
Die Täter zu fassen, wird schwer sein. Es geht um organisierte Kriminalität. Polizeisprecher Schütte: „Wir gehen davon aus, dass die Täter aus Osteuropa kommen.“
Vorsorge-Tipps der Polizei
Die geschädigten Bankkunden sollen über einen Haftungsfonds der Banken unkompliziert entschädigt werden. Trotzdem bittet die Polizei, sich vor „Skimming“ zu schützen: Regelmäßig die Kontoauszüge überprüfen, bei nicht nachvollziehbaren Abhebungen, insbesondere aus Übersee, sofort Anzeige erstatten - und schon bei einem Verdacht der Ausspähung die Karte sofort über die Bank beziehungsweise den bundesweiten Sperr-Notruf 116116 sperren.
Wer Anzeige erstattet, soll bitte seinen Kontoauszug mitbringen.
Weitere Informationen stehen im Internet unter www.polizei-beratung.de/skimming