Bochum. Auf äußerst mäßige Resonanz stieß der „Occupy“-Aktionstag in Bochum. Die rund 25 Aktivisten auf dem Husemannplatz blieben meist unter sich. Die Veranstalter zeigten sich enttäuscht.

New York, Madrid, Rom, Berlin, Bochum: „Occupy Husemannplatz!“ hieß es im Herbst 2011. Über 500 Menschen schlossen sich damals der Protestbewegung an und demonstrierten in der Innenstadt für die Entmachtung der Finanzmärkte. „Warum kommen nicht wenigstens diese 500 Menschen wieder?“, fragt sich am Samstag Marius Godelet – und blickt enttäuscht auf einen nur wenig belebten Husemannplatz.

Zum ersten Jahrestag der Massenproteste in Madrid 2011 („Democracia Real YA! – Für echte Demokratie jetzt“) hatte die Occupy-Bewegung zu einem internationalen Aktionstag aufgerufen. Am „Global Evolution Day“ sollten Wutbürger in aller Welt erneut auf die Straße gehen, um ihre Vorstellung von Freiheit, Demokratie und eines gerechten Wirtschaftssystems zu propagieren. Allein: Der Aufruf fand in Bochum kaum Widerhall. Die 25 Aktivisten der Bochumer Occupy-Gruppe blieben in der City weitgehend unter sich.

Occupy mit Wahlkampf verwechselt

Dabei hatten Marius Godelet und seine Mitstreiter intensive Vorarbeit geleistet. „Zwei Monate haben wir diesen Tag geplant und fleißig Ideen gesammelt“, berichtet der 27-jährige Anglistikstudent. Der Jobsiade-Brunnen auf dem Husemannplatz wurde mit bunten „Menschenrettungsschirmen“ zur Kunstinstallation. Bochums erste Asamblea (spanisch für Bürgerversammlung) sollte einberufen werden. Die Bochumer sollten aufschreiben, was sie am meisten empört, und die Zettel an Wäscheleinen hängen. Resonanz: nahe null. Kaum einer der vielen tausend Passanten in der Innenstadt schenkte den Occupy-Aktionen Beachtung. „Das ist doch Wahlkampf, oder?“, meinte Karl-Heinz Aldig (72) – und war erstaunt, als er erfuhr, dass man Occupy nicht wählen kann. „Die mögen mit ihrer Kritik an den Regierungen und Banken ja recht haben. Aber wir kleinen Leute können doch eh nichts ausrichten“, sagte Mechthild Schmechting (63).

Gerade diese Resignation ist es, die Marius Godelet ärgert – und zugleich antreibt: „Wir können nichts ändern? Vielleicht. Aber doch nur, weil so viele Menschen sagen, dass wir nichts ändern können!“