Bochum. . London vor Augen: Tobias Pollap hofft als behinderter Leistungsschwimmer auf einen Start bei den Paralympics. Am Freitag ist er bei der BG-Kliniktour im Bergmannsheil zu Gast.

Emsig zieht Tobias Pollap seine Bahnen. Mal auf dem Rücken, mal auf der Brust, täglich zwei Stunden, sieben Mal in der Woche. Der 25-Jährige holt für sein großes Ziel alles aus sich heraus: die Teilnahme an den paralympischen Sommerspielen in London 2012. Wie er so weit gekommen ist, erzählt er zuvor am kommenden Freitag bei der BG-Kliniktour im Bergmannsheil.

Nur der geschulte Blick erkennt, dass Tobias Pollap kein Schwimmer wie jeder andere ist. Bei seiner Geburt hatte er es allzu eilig. Erst kam er zu früh, dann traten Probleme mit der Sauerstoffversorgung auf. Folge: eine spastische Lähmung der linken Körperhälfte. Tobias hatte dennoch Glück. Er kann ein normales Leben führen, ist sportlich und intelligent. Tugenden, die ihm zu außergewöhnlichen Erfolgen verhelfen.

Bereits mehrere deutsche Rekorde

Auf Wunsch seiner Mutter ist der Hattinger seit seinem sechsten Lebensjahr häufig im Wasser anzutreffen. Ein Bademeister wird auf sein Talent aufmerksam. Seine sportliche Laufbahn gewinnt an Fahrt. Noch während seiner Ausbildung zum Sozialversicherungskaufmann beginnt er mit dem Leistungssport. Ab 2008 studiert er Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Bochum.

Seine Bahnen zieht er seither im Unibad in Querenburg und im Leistungszentrum von Bayer Leverkusen, wohin er 2010 wechselt. Seine Zeiten sind überragend. Paradestrecken: 50 Meter Delfin (die er in 33,30 Sekunden schwimmt) und 200 Meter Lagen (Bestzeit: 2,47 Minuten). Bei der WM 2010 in Eindhoven verpasst Tobias knapp die Medaillenränge. Die Heim-EM 2011 in Berlin beschert Silber und Bronze.

Mehrere deutsche Rekorde hält er in seiner „Schadensklasse“ (so heißt das wirklich) S7, in der Athleten mit Koordinationsschwierigkeiten einer Körperhälfte an den Start gehen. London ist in Anschlagweite: Die Olympia-Normen für seine beiden Lieblingsdisziplinen hat er längst geknackt. Für die Nominierungen im Juni ist Tobias Pollap „bester Hoffnung“ – auch wenn in den nächsten Wochen ein mächtiger Stress droht: Inmitten der Olympia-Vorbereitungen muss er sich an der Hochschule auf die Bachelor-Arbeit vorbereiten. „Wird heftig. Ist aber zu schaffen“, lacht er.

Info-Veranstaltung am Bergmannsheil

Disziplin, Ehrgeiz, Optimismus: Eigenschaften, die Tobias vor allem dem Sport zuschreibt. „Gerade für Behinderte ist die sportliche Betätigung immens wichtig. Sie ist gut für Körper und Seele und das Selbstvertrauen.“ Das gelte für den Leistungssport ebenso wie für jede andere körperliche Aktivität: Was für den einen Gold bei Olympia, ist für den anderen die Bordsteinkante, die er nach langem Training mit dem Rollstuhl endlich überwinden kann.

Als Botschafter der BG-Kliniktour will Tobias Pollap alle Behinderten motivieren, möglichst früh nach einem Unfall oder einer Krankheit Sport zu treiben. Über die vielfältigen Angebote der Rehabilitation informieren die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung und der Deutsche Rollstuhlsportverband am Freitag, 11. Mai, wenn die Kliniktour am Bergmannsheil Station macht. Aktionen und Mitmachangebote erwarten die Gäste.

Nächstes Ziel: Rio

Tobias Pollap wird seine Geschichte erzählen. Die soll noch viele weitere Kapitel bereit halten. Als Leistungsschwimmer will er auch künftig durch die Fluten gleiten. Nächstes Ziel nach London: die Paralympics 2016 in Rio de Janeiro.

Zu Tobias Pollap gesellen sich bei der BG-Kliniktour weitere Spitzenathleten des Behindertensports. So werden am Freitag u.a. auch der Läufer und Weitspringer Heinrich Popow und die Skirennläuferinnen Anna Schaffelhuber und Andrea Rothfuss im Bergmannsheil erwartet. Der Aktionstag beginnt um 11 Uhr. Alle Infos gibt es auf www.bergmannsheil.de