Bochum. . Mit 21 wagte er seinen ersten Sprung im Fallschirm. Später wurde der Bochmer Polizist Toni Warbruck Pilot bei der Lufthansa. Mit einer Gruppenformation im Fallschirmspringen schaffte er jetzt den Weltrekord in Arizona/USA.

Über den Wolken ist die Freiheit grenzenlos. Toni Warbruck weiß das aus doppelter Perspektive: als Lufthansa-Pilot und als Fallschirmspringer, der in diesen Tagen als neuer Rekordhalter aus den USA zurückgekehrt ist.

Drahtig, durchtrainiert, hellwach: Der 56-Jährige ist topfit. Muss er auch. Als Flugkapitän bei Lufthansa Cargo steuert er Frachtflugzeuge durch die ganze Welt. „Heute Nacht geht’s nach Nairobi, dann weiter nach Johannesburg“, zählt er beim Besuch in der WAZ-Redaktion seine nächsten Stationen auf.

Im Cockpit sitzt der Ex-Polizist seit 1986. Erstmals aus einem Flugzeug stürzt er acht Jahre zuvor. Bei einem Besuch in Münster sah er Springer des örtlichen Fallschirmklubs gen Boden schweben. „Ich war sofort begeistert von diesem Sport. Ich trat in den Verein ein. Mit 21 habe ich meinen ersten Sprung gemacht.“

Ausrüstung kostet 6000 Euro

1700 weitere folgten bis heute. Jeder einzelne ein „Vordringen in eine andere, für den Menschen nicht vorgesehene Dimension“, beschreibt Toni Warbruck das Faszinierende am freien Fall. Der hat seinen Preis. „Allein die Ausrüstung kostet 6000 Euro.“

Erste Meister-Meriten erntete Warbruck mit seinen Klubfreunden beim Gruppenzielspringen. Dabei müssen die Springer aus 1000 Metern Höhe nacheinander mit der Hacke auf einer 5-Zentimeter-Scheibe landen. Die Münsteraner feierten zwei Deutsche-Meister-Titel.

Die Jagd nach einem neuen Rekord führte den Ehemann und zweifachen Vater („Meine Frau lässt mir mein Hobby“) im März in die Wüste von Arizona.

Es galt, die deutsche Bestmarke im Großformationsspringen zu knacken. Die wurde 2008 aufgestellt, als 200 Springer im freien Fall für einige Sekunden vereint waren.

Ein dreiviertel Jahr Vorbereitung

Ein Klub in Eisenach übernahm die Organisation. Auf dem Flugplatz Eloy in Arizona fanden sich die optimalen Bedingungen: Das Wetter ist garantiert sonnig, es gibt ausreichend Spezialflugzeuge - und jede Menge Platz.

Die Vorbereitungen umfassten ein dreiviertel Jahr. 240 Springer aus ganz Deutschland reisten in die USA. Manche fanden sich alsbald in der Klinik wieder. „Bei den ersten Übungssprüngen gab es mehrere Bein- und Schulterbrüche. Der Boden in der Wüste ist knüppelhart“, berichtet Toni Warbruck.

Am Tag X ging fast alles glatt. 233 Springer bestiegen elf Flieger. In 6200 Metern Höhe setzten sie ihren Fuß nach einer penibel festgelegten, auf dem Boden zigmal geprobten Choreographie ins Nichts. „Jeder nahm seine Position ein. Tatsächlich schafften wir es, für rund 20 Sekunden eine geschlossene Schneeflocken-Formation zu bilden, die sich in 2000 Metern Höhe wieder auflöste. Unten war der Jubel grenzenlos“, schildert Toni Warbruck

Grenzenlose Freiheit

Zwei Athleten hatten zwar den Anschluss verpasst. Mt 231 Springern wurde gleichwohl ein Deutscher Rekord aufgestellt.

Der bleibt vorerst wohl ungetastet. „Ich glaube nicht, dass ein derartiges Massenspringen in absehbarer Zeit noch einmal auf die Beine gestellt wird. Dazu fehlt auch der Nachwuchs“, sagt Toni Warbruck, der sich somit wieder ganz auf seine Profession im Flieger konzentrieren kann.

Grenzenlose Freiheit inklusive.