Bochum. Der Mieter droht mit Kündigung. Die Stadtwerke pochen auf Sicherheitsvorschriften: Ein Hausbesitzer soll die Installation für einen neuen Stromzähler aus eigener Tasche bezahlen. Grund: Das alte Gerät hing zu hoch.
Ein Jahr hatte eine Wohnung im Mehrfamilienhaus von Familie Cetin an der Hansastraße leer gestanden. Um nicht weiter den Grundpreis für den Stromzähler zu berappen (der wird auch ohne Verbrauch fällig), beauftragten die Cetins die Stadtwerke vor sechs Monaten, das Gerät vor-übergehend auszubauen.
Mitte März zog ein neuer Mieter ein. „Doch die Stadtwerke weigern sich, den Zähler wieder einzubauen. Der neue Mieter steht ohne Strom da und will wieder ausziehen“, ärgern sich die Hausbesitzer.
„Das ist nicht unser Verschulden“, entgegnet Stadtwerke-Sprecherin Heike Paplewski. Der alte Stromzähler habe sich in einer Höhe von 2,30 Metern befunden. „Das war beim Einbau vor 40, 50 Jahren noch erlaubt. Damals hat das nicht der Stromversorger, sondern ein Installateur erledigt.“ Längst seien Zähler unter der Decke aber „nicht mehr statthaft. Bei einem Brand muss das Gerät unmittelbar zugänglich sein. In dem Haus an der Hansastraße müssten die Feuerwehrleute dafür Basketballspieler sein“.
Kosten von 2000 Euro
Für Familie Cetin bedeutet das: Sie muss auf eigene Rechnung einen Fachbetrieb beauftragen, der die Vorinstallation in genehmigter (Augen-)Höhe vornimmt. „Das kostet 2000 Euro, ist aber Voraussetzung für den neuen Stromzähler“, bekräftigen die Stadtwerke.
Die Cetins wehren sich. „Warum sollen wir für etwas bezahlen, für das wir nicht verantwortlich sind?“ fragen sie. Und: „Ein Stuhl reicht, um an den Zähler zu kommen.“ Ein Anwalt soll jetzt für rechtliche Aufklärung sorgen.
Grund zur Klage hat auch Familie Uhlig. „Die ständigen Baustellen in der Innenstadt sind nervig“, merkt sie bei der Aktion „Mitreden. WAZ lesen!“ an. „Kaum ist eine Baustelle fertig, wird die Straße wieder aufgerissen“, grollt auch Familie Krause. Peter Gerz stimmt missmutig mit ein.
Stadtwerke kennen die Antwort
„Erst die Neugestaltung des Buddenbergplatzes, dann die Glasfaserkabel – und jetzt werden hier schon wieder Löcher gegraben“, hat der WAZ-Leser die Baustellen vor seiner Haustür satt – zumal der Anwohner der Ferdinandstraße „bisher nicht ‘rausbekommen hat, was hinter den Arbeiten steckt“. Die Stadtwerke kennen die Antwort. In den Baugruben an der Ferdinand- und Universitätsstraße wird nach wie vor am neuen Glasfasernetz gewerkelt, das Telefonieren, Internet und TV in weiten Teilen des Stadtgebiets in den nächsten Jahren modernisieren soll.
Trost für Peter Gerz und seine baustellengeplagten Nachbarn: Zumindest an der Ferdinandstraße sollen die Netz-Arbeiten bis zum Osterwochenende beendet sein.