„Wir haben mehr verdient“

Bochum. In Bochum haben am Mittwoch über 5000 Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes die Arbeit niedergelegt. Die Gewerkschaft Komba veranstaltete eine eigene Kundgebung vor dem Rathaus.

„Alleinverdiener, zwei Kinder, 1900 Euro netto nach 20 Berufsjahren. Noch Fragen?“ Hartmut Sklenak ist zornig. Bei der Bogestra kommt der 48-Jährige mehr schlecht als recht über die Runden. „Wir wollen, wir brauchen mehr Geld. 6,5 Prozent. Darunter geht gar nichts!“, zählte der Busfahrer am Mittwoch zu den 2000 Mitgliedern der Gewerkschaft Komba, die vor dem Rathaus für eine gerechte Entlohnung demonstrierten.

Warnstreik im öffentlichen Dienst: Wie vor zwei Wochen legten über 5000 Beschäftigte in Bochum die Arbeit nieder, um die Tarifforderung ihrer Gewerkschaften (6,5 Prozent, mindestens 200 Euro monatlich) zu untermauern. Die Stadtverwaltung war arg dezimiert; Kitas, Bäder, Hallen, Sportplätze und das Museum blieben dicht.

Schauspielhaus-Mitarbeiter sind dabei

Mülltonnen wurden nicht geleert (die Touren werden ab heute nachgeholt). Die Sparkasse wurde bestreikt, konnte aber alle 45 Geschäftsstellen öffnen. Die Busse und Bahnen der Bogestra blieben in den Depots. Folge: Staus und stockender Verkehr auf den Autobahnen und innenstädtischen Straßen.

„5600 Mitglieder sind im Ausstand“, berichtete Verdi-Geschäftsführerin Gudrun Müller. Besonders freute sie, dass auch wieder Mitarbeiter des Schauspielhauses dem Aufruf folgten. „Sie haben sich vom unschönen Aushang des Intendanten vor zwei Wochen nicht beeindrucken lassen.“

Kundgebung am Rathaus

Warnstreik und zentrale Kundgebung auf dem Willy Brandt Platz vor dem Rathaus am Mittwoch, 21.03.2012. Aufgerufen dazu hatte massgeblich die Gewerkschaft Komba und der Deutsche Beamtenbund zusammen mit anderen Gewerkschaften. Gähnende Leere auf den U-Bahnstationen. Bochum, Foto: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

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Die meisten Bochumer fuhren am Morgen in 47 Bussen und mit der Bahn zur Verdi-Kundgebung in Dortmund. Dort hätte auch die Komba aufmarschieren sollen. Doch die Teilnahme der Beamtenbund-Gewerkschaft wurde kurzfristig abgesagt. Wie die WAZ erfuhr, hatte es einen Streit um die Rednerliste gegeben. Komba-Funktionäre fühlten sich offenbar herabgewürdigt. „Man will uns nicht haben“, so Bundesvorsitzender Ulrich Silberbach.

Eigene Kundgebung für Komba

Binnen 48 Stunden organisierte die Gewerkschaft eine eigene Kundgebung in Bochum. 2000 „Kombaner“ zogen über die Castroper Straße zum Rathaus – zum Unverständnis von Gisela Müller. „Um es mit den Bochumer Zahlen zu verdeutlichen: Verdi hat 30.000, Komba 700 Mitglieder. Dass dieses Verhältnis bei einer Rednerliste berücksichtigt wird, sollte selbstverständlich sein.“

Hartmut Sklenak kümmern die gewerkschaftlichen Befindlichkeiten wenig. „Arbeitszeitverlängerung, Zulagenkürzung, unbezahlte Pausen, Wegfall betrieblicher Leistungen, Preissteigerung: Im Prinzip verdiene ich das Gleiche wie 1993, als ich bei der Bogestra anfing“, grollt der Familienvater und weiß: Er und seine Kollegen hätten mehr verdient. Mindestens 6,5 Prozent.