Bochum.

Auf wenig Gegenliebe nicht nur bei der Gewerkschaft ist die Reaktion der Schauspielhaus-Leitung auf den Warnstreik im öffentlichen Dienst gestoßen. „Die Beschäftigten derart unter Druck zu setzen, ist unlauter!“, erbost sich Bochums Verdi-Chefin Gudrun Müller.

Was war passiert? Zum Streik am Mittwoch hatten Intendant Anselm Weber und Verwaltungschefin Brigitte Käding folgende Stellungnahme im Theater aushängen lassen: „Liebe Kolleginnen und Kollegen, jeder Streiktag nimmt dem Haus zwischen 15.000 und 20.000 Euro Einnahmen! Bei fünf Tagen sind das rund 100.000 Euro. Das bedeutet, dass der äußerst knapp errechnete Wirtschaftsplan mit einem entsprechenden Defizit belastet wird. Das schadet unseren Bemühungen, zum Ende der Spielzeit ein ausgeglichenes Ergebnis vorlegen zu können, um damit die Voraussetzung zu erfüllen, weitere Unterstützung durch die Stadt zu erhalten.“

Das Schauspielhaus kämpft ums Überleben

Auf WAZ-Nachfrage erläuterte Weber sein Vorgehen: Was die Sachlage angehe, „wissen alle, dass das Schauspielhaus ums Überleben kämpft. Vor allem haben wir hohe Personalzahlen im nicht-künstlerischen Bereich.“ Dabei vertrete Verdi nicht das ganze Schauspielhaus, „kein Schauspieler ist bei Verdi“. „Für das Theater ist es meine Pflicht, die Mitarbeiter auf diese Tatsachen hinzuweisen“ , so der Intendant. Zwar hätten die Schauspielhaus-Vorstellungen trotz des Warnstreiks stattgefunden, „aber eben nur mit einer eingeschränkter Mannschaft“.

Verdi-Geschäftsführerin Müller zur WAZ: „Der Vorgang ist nicht nur ungewöhnlich, er ist empörend!“ Streikrecht sei ein Grundrecht, es sei „unlauter“, die Theater-Beschäftigten derart unter Druck zu sehen. „Die Verantwortung für die schwierige Finanzlage wird mit solchen Aussagen unzulässigerweise auf die Beschäftigten abgewälzt. Das macht uns ärgerlich“, so Müller. Sie kündigte einen Protest-Brief und Gesprächsaufforderung an die Schauspielhaus-Führung an. „Hier geht es um einen Grundsatz!“

Theater habe "gesellschaftskritische Tradition verlassen"

Die linke Website BO-alternativ bringt den Warnstreik-Aushang der Theaterleitung in Zusammenhang u.a. mit der Polizeiaktion gegen eine Flugblatt-Aktion der Occupy-Bewegung vorm Theater im November 2011: „Die Leitung des Schauspielhauses hat dokumentiert, dass sie eindeutig auf der anderen Seite steht. Das neoliberale Handeln ist nun die zentrale Regieanweisung.“ Das Theater habe seine „gesellschaftskritische Tradition verlassen.“