Bochum. Die Massenproteste der Erdogan-Gegner blieben außen vor, als Steiger-Veranstalter Sascha Hellen am Samstagabend die Ehrengäste auf demRoten Teppich begrüßte.

Wolfgang Joop trägt kurz. Seinem edlen Beinkleid, man sieht’s deutlich, fehlen unten zwei, drei Zentimeter. „Hochwasser! Sieht ja zum Schießen aus!“, grinst ein Fotograf. „Das muss wohl so sein. Der Typ ist immerhin Modezar“, flüstert ein Kollege. Steiger-Getuschel am Roten Teppich. Glückauf, die Promis kommen.

Der Steiger Award mag im Konzert der bundes-, gar europaweit bedeutenden Auszeichnungen nicht die erste Geige spielen. Dirigent Sascha Hellen lockt mit der Revier-Trophäe gleichwohl klingende Namen nach Bochum. Diesmal gar einen mit dem Zusatz „Ihre Majestät“: Königin Silvia von Schweden, die für ihren Einsatz für Kinderrechte mit dem Charity-Preis ausgezeichnet wird, macht ihre Aufwartung. Charmant, elegant, mit perfekter royaler Haltung und Durchhaltevermögen: Hoheit bleibt bis zum Schluss. Das, so munkelt man, ist bei Prominenz dieser Güteklasse nicht selbstverständlich.

Lobreden geraten zur Geduldsprobe

Die Drei-Stunden-Gala hat ihre Längen. Manche Lobrede gerät zur Geduldsprobe. Die (O-Ton Jupp Stratmann) „Normalen“, die für ihre Plätze an den festlich gedeckten Tischen 175 Euro berappt haben, interessieren sich aber sowieso mehr für das Geschehen vor als auf der Bühne. Der Promi-Faktor ist beträchtlich.

Die Königin (die ja irgendwie auch „unsere“ ist), der (mal wieder struwelige) Ex-Bundespräsident Köhler, die elegante Christiane Hörbiger, die halbierte Christine Neubauer, Wolfgang Joop, Hannes Jaenicke, Liz Mohn, Peter Kloeppel, Tim Bendzko, Fritz Pleitgen: Großes Kino im Westpark, trotz der Absagen von Lou Reed, Gerhard Schröder und Henning Mankell. Und doch: Die wärmsten Blicke erntet ein Revier-Gewächs. Rudi Assauer wird besonders herzlich begrüßt. Gut so.

Bei all den Stars und Sternchen gibt’s auch Lokalkolorit. Steven Sloane wird mit dem Steiger Award in der erstmals vergebenen Kategorie „Ruhrgebiet“ (eine Idee von Norbert Lammert) gewürdigt. Der Generalmusikdirektor der Bochumer Symphoniker nutzt die Gelegenheit, für das, für sein Musikzentrum zu werben.

„20.000 Menschen haben dafür gespendet: Geld, nicht Unterschriften“, spielt er auf das geplante Bürgerbegehren der Piraten an und bittet um Unterstützung: „Wir arbeiten seit elf Jahren an dem Projekt. Jetzt stehen wir vor den letzten hundert Metern. Wir sind sicher, dass es gelingen wird.“ Auch Bodo Hombach. „Steven Sloane kämpft für das Konzerthaus. Wer sich dagegen wehrt, dem prophezeie ich: Es hat keinen Zweck. Er wird sich durchsetzen.“ Dazu solle der Steiger beitragen.

Sascha Hellen zieht hinter den Kulissen die Strippen. Ruhig und souverän wie immer. Die Gala, seine bisher umstrittenste, verläuft reibungslos. Erdogan? Nur mühsam ringt sich Hellen noch zu einem Kommentar durch. „Ich bin froh, dass die Demonstrationen friedlich abliefen.“