Bochum. Am Dienstag, 28. Februar, wird der Mordprozess gegen die Bochumer Arztgattin fortgesetzt. Anwohner der Tatwohnung im Ehrenfeld beklagen derweil „eine Art Katastrophentourismus“.

Auch zum zweiten Sitzungstag des Mordprozess gegen die Arztgattin (32), die ihren Liebhaber (36) umgebracht haben soll, wird das Landgericht am Dienstag, 28. Februar, wieder Platzkarten verteilen. Denn erneut wird mit großem Publikumsinteresse gerechnet.

Die Karten werden ab 8.30 Uhr – eine halbe Stunde vor Beginn – vor dem Saal C 240 verteilt. Es stehen rund 80 Plätze zur Verfügung.

Der Ehemann (41) der Angeklagten, ein niedergelassener Arzt aus Bochum, wird im Prozess nicht aussagen. Er hat bereits frühzeitig sein Zeugnisverweigerungsrecht reklamiert. Das steht ihm als Ehepartner zu. Bei ihm – und seiner Frau – liegt auch das Sorgerecht für ihren jetzt sechs Monate alten Sohn, obwohl er gar nicht der leibliche Vater ist. Das ist der getötete Liebhaber.

Weil die Angeklagte auch am Dienstag schweigen will und auf ihr Geständnis verweist, das sie bereits kurz nach ihrer ungeheuren Tat bei der Mordkommission abgelegt hatte, wird das Schwurgericht mit der Zeugenvernehmung beginnen. Aussagen sollen u.a. eine Polizistin, die die Wohnräume der Angeklagten durchsucht hatte, sowie Feuerwehrkräfte und Polizisten, die die Leiche in der Wohnung im Ehrenfeld gefunden hatten.

Katastrophentourismus

Hier, an der Gilsingstraße, beklagen Anwohner „eine Art Katastrophentourismus“. Seitdem der „Stern“ („Mord in besseren Kreisen“) und TV-Sender zum Prozessbeginn die Tatwohnung im Bild gezeigt haben, „beobachten wir immer wieder Autofahrer, die auf der Suche nach der Wohnung durch das Viertel kurven – oft mit dem ,Stern’-Artikel in der Hand“, berichten Nachbarn. „Neulich habe ich einen Mann aus Unna zur Rede gestellt, der aus seinem Wagen minutenlang in die dunklen Fenster starrte. Warum er das mache? Seine Antwort: ,Das ist doch spannender als Fernsehen“, schüttelt eine 38-jährige Anwohnerin den Kopf.

Auch am Donnerstag war die Wohnung des verstorbenen Bankers begehrtes Glotz-Objekt. Drei Fahrradfahrer aus Werne hatten dafür „eigens einen Umweg gemacht. Wir wollen doch mal schauen, wo der arme Kerl umgebracht wurde“.