Bochum. Der Schwerverbrecher Michael Heckhoff, der aus der JVA Aachen ausgebrochen war, fürchtet sich im Bochumer Knast vor Repressalien. Deshalb will er verlegt werden. In Bochum sitzt auch ausgerechnet der Mann ein, mit dem er in der JVA Werl eine grausame Geiselnahme durchgezogen hatte.
Der Schwerverbrecher Michael Heckhoff (51) will unbedingt weg aus der Krümmede. Er hat Angst um seine Gesundheit. Er fürchtet Repressalien seitens der JVA-Bediensteten. „Ich muss hier raus. Hier werde ich nicht alt”, zitierte ihn am Mittwoch sein Aachener Rechtsanwalt Rainer Dietz auf Anfrage der WAZ. Heckhoff glaube, dass die Bediensteten ihm etwas antun könnten, weil er durch seinen spektakulären Ausbruch aus der JVA Aachen im November 2009 ihren ganzen Berufsstand bloßgestellt haben könnte. „Heckhoff wird in Bochum von Beginn an bedroht”, sagte Dietz. „Das muss von Bediensteten kommen.”
Waffe und Handgranate in der Zelle
Es werde zum Beispiel gegen seine Zellentür gehämmert, hieß es. Heckhoff sitzt ausgerechnet in derselben Zelle, in der er bereits in den 90er Jahren einmal eingesperrt war. Damals wurden dort bei einer Kontrolle eine scharfe Waffe und eine Handgranate gefunden. Wer genau ihm das damals besorgt hatte, konnten von der Staatsanwaltschaft nie aufgeklärt werden. Es blieb eine mysteriöse Geschichte, die bis heute nachwirken könnte.
Geiseln angezündet
Zu allem Überfluss sitzt in der JVA Bochum ausgerechnet der Mann ein, mit dem zusammen Heckhoff 1992 im Schwerverbrecherknast in Werl eine grausame Geiselnahme durchgezogen hatte. Damals hatte der Komplize zwei Geiseln mit Spiritus übergossen, angezündet und äußerst schwer verletzt. Heckhoff, der anfangs wegen Bankraubes saß, verbüßt danach wegen Mordversuchs eine lebenslange Haft plus Sicherungsverwahrung.
Die Sprecherin des Justiz-Ministeriums, Andrea Bögge, sagte auf WAZ-Anfrage, dass Heckhoff unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen untergebracht sei und zu seinem damaligen Komplizen überhaupt keinen Kontakt in der JVA habe, da dieser in einer anderen Abteilung sitze. „Es ist ausgeschlossen, dass die beiden sich begegnen.” Heckhoff-Anwalt Dietz hält das aber für Träumerei. Die beiden hätten sich schließlich schon Grüße ausrichten lassen. Und die JVA Aachen sei ja auch ausbruchsicher... Kurzum: Heckhoff nach Bochum gebracht zu haben, sei "mehr als unglücklich".
"In einem Käfig wie Hannibal Lecter"
Allerdings räumt Dietz ein, dass Heckhoff in Bochum in der Tat äußerst isoliert wird. 23 Stunden am Tag säße er in seiner Einzelzelle. Und für die eine Freistunde gelte: „Der läuft in einem Käfig rum wie Hannibal Lecter.” Wenn er seine Zelle verlässt, gehen stets zwei Bedienstete neben ihm.
Verlegungsantrag beim Landgericht
Für Bochum hat sich damals das Justizministerium entschieden. Weil die dortige JVA eines der fünf NRW-Gefängnisse mit besonderen Sicherheitskapazitäten sei. Bereits im Dezember hat Heckhoff seine Verlegung beantragt. Das lehnte die JVA-Leitung ab. Deshalb hat der Häftling jetzt das Landgericht Bochum um eine Verlegung gebeten. Dort hieß es am Mittwoch, dass darüber in den nächsten Wochen entschieden werde.
Andrea Bögge hält es für möglich, dass Heckhoff nur wegen der Hoffnung auf einen lockereren Strafvollzug verlegt werden will.