Bochum. Eine Bochumer Kanalsanierungs-Firma ist verärgert, dass der Kanal-TÜV im Landtag offenbar scheitert. Sie spricht von „politischem Karperle-Theater“. Außerdem sei die Existenz der Kanalbranche in Gefahr.

Mit Verärgerung und Unverständnis hat die Bochumer Firma „Kanalservice NRW“ auf das drohende Scheitern des „Kanal-TÜV“ reagiert. Grund ist der Entwurf der NRW-Fraktionen von CDU und FDP zur Änderung des Landeswassergesetzes. Demnach soll die allgemeine Pflicht, seine Kanäle bis 2015 prüfen und eventuell sanieren zu lassen, wegfallen.

„Das wichtige Thema der Dichtheitsprüfungen an privaten Hausanschlussleitungen wird offensichtlich nicht mehr mit sachlichen und umwelttechnischen Argumenten und bewiesenen Fakten behandelt, sondern ist zum politischen Kasperle-Theater verkommen“, sagt Dieter Theis, Geschäftsführer von Kanalservice NRW (zehn Mitarbeiter).

„Existenzvernichtung“

CDU und FDP würden sich „in opportunistischer Weise“ bei Wählern „anbiedern“ wollen. Außerdem würden sie die „Existenzvernichtung“ der Kanalbranche in Kauf nehmen. Viele Kanalfirmen hätten bereits in neue technische Ausrüstungen und in kostenintensive Personalausbildung investiert. Nach Bekanntwerden der angestrebten Gesetzesänderung hätten einige Kunden ihre Aufträge storniert. Andererseits: In Bochum hätten schon tausende Kunden ihre Kanäle geprüft bzw. sanieren lassen. Die seien jetzt „sehr verärgert“.

Auch in der Sache selbst betont Theis, wie wichtig eine Dichtheitsprüfung sei. „Fast alle Experten sind sich einig, dass 70 bis 80 % aller Kanäle, die älter als 20 Jahre sind, undicht sind.“ Nicht nur Biologisches fließe ins Erdreich, auch Chemikalien. Auch die angeblich hohen Kosten für die Hausbesitzer seien in Wahrheit viel niedriger.

„Aus Sicht der FDP stehen die Belastungen in keinem Verhältnis zum Nutzen der Prüfung.“

Anders sieht es die FDP in Bochum. Deren stellvertretender Kreisvorsitzender Felix Haltt: „Aus Sicht der FDP stehen die Belastungen in keinem Verhältnis zum Nutzen der Prüfung.“ Die Stadt rät den Hausbesitzern, vorerst abzuwarten. „Die Bürger mögen sich nicht beunruhigen, was das Land entscheidet. Wir werden im Umweltausschuss öffentlich informieren und beraten“, sagte eine Sprecherin.