Bochum. Für den VfL Bochum ist es das Spiel des Jahres: Der Pokalknaller am Dienstag gegen Bayern München sorgt auch weit über das rewirpowerstadion hinaus für Gesprächsstoff.

340 Euro überweist Manfred Veit jeden Monat an Sky. Die Ausgabe für das Bezahlfernsehen lohnt sich für den Wirt in Weitmar „nicht wirklich. Ich tue es nur meinen Stammgästen zuliebe“. An diesem Dienstag Abend trägt die Investition endlich einmal Früchte: Schon vor Anpfiff des Pokalknallers VfL-Bayern stehen die „Sky Sportsbars“ als Gewinner fest.

Die Vereinsführung und etliche Anhänger waren bei aller Freude über das Hammerlos im Achtelfinale enttäuscht, als feststand, dass die Pokalpartie der Bayern (ausnahmsweise) nicht zu den Live-Spielen im frei empfangbaren Fernsehen zählt. Bei 68 Bochumer Gastronomen (die Liste gibt’s auf sky.de) hielt sich die Trauer in Grenzen. Als Lizenznehmer von Sky Deutschland können sie den Pokalhit als weithin exklusive Ware präsentieren.

Denn viele der Bochumer Fußballfreunde, die Sky abonniert haben, beschränken sich auf das Bundesliga-Paket. Ein so genanntes Tagesticket für den DFB-Pokal kostet zehn Euro.

Pils und Frikadelle

Dafür kann man inklusive Pils und Frikadelle auch in der Kneipe gucken. Etwa bei Manfred Veit in seiner Gaststätte „Am Steinknapp“ an der Markstraße. 200 Euro hat er zu Premiere-Zeiten für das Sportpaket bezahlt. Der nochmalige Sky-Zuschlag ärgert ihn. „Jetzt, wo der VfL in der 2. Liga spielt, rechnet sich das überhaupt nicht mehr.“ Am Dienstag Abend ruht der Sky-Frust für mindestens zwei Stunden. Veit erwartet ab 19 Uhr ein volles Haus. Zum Fußball gibt’s Grünkohl mit Mettwurst.

Gegen eine Verlängerung mit Elfmeterschießen hätte der geschäftstüchtige Wirt wenig einzuwenden. Ebenso wie Ata Lameck. Zwar tippt die VfL-Legende 2:1 für seine Blau-Weißen. Falls es gegen die großen Bayern doch nicht reichen sollte, „wäre aber wohl niemand traurig – wenn die Jungs Kampfgeist zeigen und alles geben“, beschwört Lameck die alten VfL-Tugenden.

Helden trotz Niederlage

Die hat auch und gerade Ata stets beherzigt – u.a. am 18. September 1976. Der Schlagabtausch mit dem FC Bayern ziert die VfL-Geschichtsbücher: Nach einer 4:0-Führung verlor die Höher-Truppe noch mit 5:6 (das entscheidende Tor markierte ein gewisser Uli Hoeneß in der 89. Minute), wurde von 17 000 Zuschauern aber dennoch gefeiert.

Wenn die Münchner heute vor 29 299 ins seit Wochen ausverkaufte Rewirpowerstadion einlaufen, wird ein VfL-Urgestein auf der Bayern-Bank sitzen, das 1976 mit Ata Lameck dem FCB so famos Paroli bot: Hermann Gerland, bodenständig-knorriger Co-Trainer des Star-Ensembles von der Isar, feiert eine Art Heimspiel. Ata und den „Tiger“ verbindet eine jahrzehntelange Freundschaft.

700 Bochumer sind Bayern-Fans

Am Montag, kurz nach der Ankunft der Bayern im Essener Sheraton-Hotel, war ein erstes Treffen geplant. Auch am Dienstag wollen die einstigen VfL-Recken alte Zeiten aufleben lassen. Gut möglich, dass Hermann Gerland mitten im Revier von FCB-Fans umlagert wird. Wie die Pressestelle in München auf WAZ-Anfrage mitteilt, sind 700 Bochumer eingeschriebene Bayern-Mitglieder.