Bochum. . Nach ganz schwachem Saisonstart hat sich der VfL Bochum zum Jahresabschluss im Mittelfeld der Zweiten Bundesliga etabliert. Andreas Bergmann lässt einen offensiven, variablen Fußball spielen, nur an Konstanz fehlt es noch.

„So möchte ich nicht Fußball spielen, dann verliere ich lieber mit 0:5.“ Andreas Bergmanns Kommentar zum Angsthasen-Auftritt des 1. FC Köln in München einen Tag zuvor könnte auch als programmatische Kurzfassung seines Schaffens als Fußballtrainer durchgehen. Defensive als Stilmittel, Stillstandfußball zwecks Ergebnissicherung - das entspricht nicht seiner Vorstellung. Unter Bergmanns Anleitung präsentiert der VfL frischen, offensiven und mutigen Fußball - jedenfalls phasenweise.

Beim FSV Frankfurt war das offenkundig - etwa 40 Minuten lang. Der angeschlagene Gegner, dem jegliches Selbstvertrauen fehlte, war fast eine Halbzeit lang chancenlos. Alle Bochumer waren in Bewegung, das Umschaltspiel funktionierte ebenso wie die Positionswechsel und das Spiel gegen den Ball. Was man nicht übersehen darf: Mit Faton Toski und nun Björn Kopplin haben in den letzten Wochen auch zwei Außenverteidiger getroffen, und das ist, auf den VfL bezogen, haarscharf an der Grenze zur Kulturrevolution. Kopplin traute sich bei seinem etwas glücklichen Erfolg weit vor - bis in die zentrale Sturmposition. Wann hat man das zuletzt gesehen?

Der VfL spielt noch zu unkonstant

Als dann Chong Tese wenige Sekunden später das 2:0 nachlegte, war der Weg frei für einen ungefährdeten, souveränen und klareren Erfolg. Und genau das kann diese Mannschaft (noch) nicht. „Das war eine sehr konzentrierte erste Halbzeit, aber ich wünsche mir, dass wir noch ruhiger werden“, sagte Bergmann anschließend.

Spätestens mit dem Anpfiff der zweiten Halbzeit war die Konzentration futsch, wie weggeblasen. Vorne, wo selbst die besten Möglichkeiten von Takashi Inui und Giovanni Federico nicht genutzt wurden, und hinten, wo man irgendwann nur noch hinterher lief und reagierte. Auch deshalb, weil der eingewechselte Slawo Freier wirkte, als sei er zur Mittagszeit noch nicht so richtig wach. Zwei, drei katastrophale Aktionen zum Einstand verunsicherten den Routinier so sehr, dass er fortan weitgehend die Finger und die Füße vom Spiel ließ. Ein besserer Gegner mit mehr Selbstvertrauen hätte wahrscheinlich wenig Mühe gehabt, die Partie noch zu drehen. Aber der FSV, der nach dieser neuerlichen Heimniederlage Trainer Hans-Jürgen Boysen entließ, war an diesem Tage dazu nicht in der Lage. „Wir haben in der zweiten Halbzeit zu wenig gemacht“, merkte Andreas Luthe später selbstkritisch an.

Spielerisch einen Schritt nach vorne gemacht

Wo also steht der VfL Bochum nach dem letzten Liga-Spiel des Jahres? Spielerisch hat die Mannschaft mindestens einen Schritt nach vorne gemacht, auch die Zwischenbilanz des Trainers Bergmann kann sich sehen lassen. 20 Punkte aus 12 Spielen, das ist nicht Ligaspitze, aber gar nicht mehr so weit davon entfernt. Und es entspricht wohl auch den schwankenden Leistungen. Wenn es mal ganz schlecht läuft, verschwindet das Team in einem Meer aus Mutlosigkeit, zu oft folgt auch noch einem ansehnlichen Beginn ein schwacher zweiter Durchgang, wie in München und jetzt in Frankfurt.

Die Richtung indes scheint zu stimmen. Mit der „Umpolung“ von Faton Toski hat man aus der Not eine Tugend gemacht, gleichwohl wird ein neuer Verteidiger kommen, sollte sich Andreas Johansson für die Rückkehr in die Heimat entscheiden. Startet der VfL einigermaßen erfolgreich ins neue Jahr, werden wir auch noch ganz junge Spieler zu sehen bekommen. Der VfL hat sich auf einen langen, aber spannenden Weg gemacht.