Bochum. In Bochum suchen aktuell acht Praxen vergeblich nach Nachfolgern. Weiterbildungsverbund startet Ausbildungsprogramm.

Bochum droht ein Hausarztmangel. 210 niedergelassene Hausärzte gibt es derzeit in Bochum. 25 Prozent davon, rund 50 Ärzte, sind über 60 Jahre alt und werden in den nächsten drei bis vier Jahren ihre Praxis aufgeben. Weitere 30 Prozent scheiden in den nächsten zehn Jahren aus dem Berufsleben aus.

„Das sind besorgniserregende Zahlen“, stellt Eckhard Kampe fest, selbst Allgemeinmediziner und Bezirksstellenleiter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Derzeit suche er für acht Bochumer Praxen einen Nachfolger – doch es gibt keine. Zwar ist die Zahl der Ärzte insgesamt in den letzten Jahren gestiegen. Doch es entscheiden sich zu wenige Jungmediziner nach dem Studium für die Zusatzausbildung zum Allgemeinmediziner.

Beruf zu unattraktiv

Die Gründe, so der Arzt, seien vielfältig. Zum einen habe der Schritt in die Selbstständigkeit und die damit verbundenen Risiken besonders Berufsanfänger lange abgeschreckt. Dieser Trend habe sich dadurch verstärkt, dass inzwischen rund 70 Prozent aller Medizinstudenten weiblich sind – und einige während der Ausbildung bereits Kinder bekommen und deswegen für die Zeit danach eine Festanstellung oder einen Halbtagsjob suchen. Diese Wünsche ließen sich bisher nicht mit dem Traum von der eigenen Praxis verbinden. Hinzu kam, dass Hausärzte bisher durch häufige Nachtdienste eine höhere Stundenzahl als ihre Kollegen hatten. Dieser Nachteil entfällt jedoch durch die Einführung des zentralen Notdiensts.

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Von Katrin Bölstler

Um einer Unterversorgung für das Jahr 2020 vorzusorgen, startet der Ausbildungsverbund Bochum-Hattingen nun eine Ausbildungsoffensive. Der KVWL hat in Zusammenarbeit mit den Augusta Kliniken und der Ärztekammer Westfalen-Lippe ein Programm vorgelegt, das den Beruf des Allgemeinmediziners attraktiver machen soll. „Bisher mussten die Jungmediziner sich die einzelnen Schritte der fünfjährigen Zusatzausbildung selbst organisieren“, erklärt Olaf Hagen, Chefarzt der medizinisch-geriatrischen Klinik und Ausbildungskoordinator an den Augusta Kliniken. Zudem war die Ausbildungszeit in den Praxen mit nur knapp 2000 Euro brutto vergütet. „Mit dem neuen Programm bieten wir Jungmedizinern eine fünfjährige durchstrukturierte Absicherung, auch finanziell“, so Hagen. Durch das Mentoring werde zudem die Qualität der Weiterbildung gesteigert.

Mithilfe der KVWL könne dafür gesorgt werden, dass die Jungmediziner ihre Ausbildungszeit in den Praxen an Standorten absolvieren, in denen die Möglichkeit einer direkten Weiterbeschäftigung gegeben sei. Das Ausbildungskonzept sei so strukturiert, dass es familienverträglich halbtags absolviert werden kann. „Zudem ist es möglich, in größere Praxen nach der Ausbildung erst einmal als Juniorpartner einzusteigen und somit nicht gleich das volle Risiko zu tragen“, so Kampe.

Sieben Plätze bietet das neue Programm. Interessierte können sich bei der Koordinationsstelle bewerben unter 0234-5174100.