Bochum.

Zu trauern um Klaus Kunold erfordert keinesfalls selbst ein Kommunist zu sein. Notwendig aber dürfte der offene Blick sein auf ein Leben, das geprägt durch die Erfahrung des Faschismus. Dies hat ihn zu einem der wenigen Bochumer wachsen lassen, die sich der Verantwortung gestellt haben, immer wieder zu warnen vor den Gefahren der Nazi-Ideologie in der Adenauer-Zeit und darüber hinaus – bis heute.

Schon als Kind erlebte der 1931 geborene Klaus Kunold, wie sein Vater ein überzeugter Kommunist, der Fraktionsvorsitzender der KPD im Rat der Stadt – bis zum KPD-Verbot 1956 – war, von der Gestapo verhaftet und ins KZ Esterwegen gebracht wurde. Auch seine Mutter war Widerstandskämpferin. Der gelernte Gärtner Klaus Kunold wurde mit 19 Jahren Mitglied der FDJ und trat mit 20 Jahren in die KPD ein. „Wir sind mit Elan daran gegangen und hatten gedacht, etwas verändern zu können“, erinnerte er sich viele Jahre später.

Nach 1956 betätigte er sich weiterhin als Kommunist. Er wurde verurteilt wegen „Geheimbündelei und Verbreitung von kommunistischen Schriften“, wie das damals hieß. Zu 15 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilte das Gericht den Vater von drei kleinen Kindern damals, es war der 12. August 1962. Schon knapp zehn Jahre vorher kam er wegen seiner Tätigkeit für die 1951 in Westdeutschland verbotene FDJ in Haft. Insgesamt 30 Monate verbrachte Kunold in Gefängnissen. Auf eine Rehabilitation wartete er vergebens.

Ein kritischer, hartnäckiger aber nie agitierender Begleiter

Obwohl er sich anlässlich seines 70sten Geburtstag noch einmal öffentlich dazu geäußert hatte: „... Aber es ist im Moment so, dass in der nächsten Zeit kaum Hoffnung besteht, dass da was Positives für die damals Verfolgten und Eingesperrten dabei herauskommt.“

Kunold, der aus seiner politischen Überzeugung nie einen Hehl gemacht hatte, war 26 Jahre lang Vorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN). Für sein antifaschistisches Engagement erhielt er 2008 die Ehrenplakette der Stadt Bochum. Für uns Journalisten war er ein kritischer, hartnäckiger aber nie agitierender Begleiter unserer Arbeit. Stets war er zur Stelle, wenn Alltagspolitik allzu gedankenlos Tagesordnungen festzurrte. Günter Gleising, der Kunold seit 1968 kannte, sagt: „Er hatte immer ein offenes Ohr, auch über den politischen Kampf hinaus.“

Mit wachem Auge

Unvergessen ist sein Einsatz für ehemalige Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Dass auf dem Gelände des ehemaligen Lagers des Bochumer Vereins „Saure Wiese“ Anfang 2012 eine Gedenkstelle errichtet wird, geht auch auf seinen Einsatz und seine Recherche zurück.

Der Geschichte dieser Stadt fühlte er sich verbunden, in vielen Vereinen wirkte er mit. Insbesondere war es sein Anliegen, dass Bochum wieder eine Synagoge erhält. Auch die rechtsextremen Umtriebe der letzten Monate verfolgte er noch mit wachem Auge.

Klaus Kunold ist am 26. November im Alter von 79 Jahren gestorben.