Bochum. .
Die Arbeiter-Siedlung Stahlhausen wird unter Denkmalschutz gestellt. Nach anfänglichen Bedenken ziehen die Bewohner mit. Ein Blick auf die älteste Stahlarbeiter-Siedlung in Bochum.
Kinder sammeln Kastanien unter mächtigen Baumriesen, deren Laub bereits beginnt, sich herbstlich einzufärben. Eine Mitarbeiterin der Deutschen Post schiebt federnden Schrittes ihren Wagen vorbei. Und im Haus Baarestraße 51, eines der wenigen Gebäude im ursprünglichen Zustand, lehnt Sultan Öztürk vor ihrer Hausttür und lächelt.
Sie dreht sich um und ruft nach innen. Wenige Augenblicke später kommt ihr Mann Hüseyin hervor. Ja, seit 27 Jahren leben sie genau dort in der Siedlung. Hüseyin hat gleich nebenan im Hammerwerk gearbeitet, da hieß der Bochumer Verein schon Krupp. Als das Hammerwerk dicht machte, wechselte er zum Stahlwerk nach Höntrop. Ja, von der Denkmalschutzgeschichte haben sie gehört.
Schon lange auf der Agenda
Von bestimmten Qualitäten ihrer Wohnung sind sie aber weniger begeistert. Die Heizung sei zu schwach, der Keller zu feucht. Doch woanders wohnen, nein, das möchten sie auch nicht. „Die Wohnungen sind schon in Ordnung“, sagt Hüseyin Öztürk und winkt kurz zum Abschied.
Die zehn Hektar Bochum, ehedem im Klammergriff von Gussstahlfabrik hüben und Stahlindustrie drüben, hatte das westfälische Amt für Denkmalpflege schon lange auf seiner Agenda. „Aufgrund der städtebaulichen, baugeschichtlichen und stadt- und sozialgeschichtlichen Bedeutung des Siedlungsbereiches Stahlhausen besteht ein öffentliches Interesse am Schutz seines Erscheinungsbildes.“ So steht es im Gutachten von Denkmalschützer Dr. Hans Hanke zur Siedlung.
Als die Überlegungen die Runde machten, herrschte nicht nur Freude unter den weit mehr als 1000 Bewohnern. An einigen Stellen sollen Hausbesitzer gar noch schnell zum Pinsel gegriffen haben, allein aus Furcht, der Denkmalschutz schiebe solchen Initiativen künftig einen Riegel vor. Daher gab es in den vergangenen Monaten verschiedene Informationsveranstaltungen für die Bürger.
Gesamtes Erscheinungsbild soll geschützt werden
Denn, was viele nicht wissen, nicht nur die historischen Bauten aus der Zeit der Gründung der Siedlung vor bald 150 Jahren sollen geschützt werden. Vielmehr geht es um das komplette Erscheinungsbild und dazu gehören die neueren Gebäude aus den späten 1940er und 50er Jahren ebenfalls. Hanke nimmt den Bürgern die Sorge. Änderungen erlaubt die Denkmalsatzung künftig. Allerdings seien Abstimmungen nötig. Das gelte etwa für die Farbgebung oder auch für An- oder Umbauten. Wesentlich für den Denkmalschutz sei allerdings das Gesamterscheinungsbild.
Erhalten bleiben soll zudem das Torhaus 7 des Bochumer Vereins am Ende der Jacob-Mayer-Straße, das in einer Sichtachse zur Alleestraße liegt und den Blick auf die berreits unter Denkmalschutz stehende ehemalige Mechanische Werkstatt erlaubt.
Durch das Tor und über das grobe Pflaster davor schritten Generationen von Stahlarbeitern. Teile der Unteren Stahlindustrie waren noch bis in die 90er Jahre in Betrieb. Bis zum Abriss vor rund zehn Jahren war die Lehrwerkstatt in den Hallenschiffen hinter dem Torhaus untergebracht.