Bochum.

Als Lehrling beim Bochumer Verein führte ihn einer der ersten Wege ins Betriebsratsbüro. Der Aufnahmeantrag für die IG Metall: Das war so selbstverständlich wie die Pausenstulle. 61 Jahre ist das her. Ein stolzer und aufrechter Gewerkschafter ist Helmut Wilzek bis heute – ebenso wie die weiteren 1800 Jubilare, die am Samstagabend im Ruhr-Congress geehrt wurden.

Zwar hat der Strukturwandel bei der IG Metall tiefe Spuren hinterlassen. „Zu Spitzenzeiten in den 70er Jahren hatten wir 42 000 Mitglieder. Aktuell sind’s 26 000“, sagt die 1. Bevollmächtigte Ulrike Klei-nebrahm. Damit behauptet die Bochumer Verwaltungsstelle hinter Köln und Duisburg aber immerhin Platz 3 in NRW.

Alle zwei Jahre wird gefeiert. Es gilt, die jeweils 1600 Mitglieder auszuzeichnen, die binnen Jahresfrist auf ihre 25-, 40-, 50- und 60-jährige Zugehörigkeit zur IG Metall zurückblicken. „Für die meisten Jubilare sind diese Ehrungen wichtig. Sie dokumentieren die tiefe Verbundenheit zu ihrer Gewerkschaft“, weiß Ulrike Kleinebrahm. Kurzum: „Wir sind wie eine Familie.“

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Helmut Wilzek könnte als Großvater durchgehen. Mit 40 Mark, erinnert sich der 75-Jährige Wattenscheider, musste er im ersten Lehrjahr als Stahlformer („Den Beruf gibt’s gar nicht mehr“) über die Runden kommen. Später reichte es für ein erfülltes Leben mit seiner Frau Anneliese (76). „Es war knüppelharte Maloche. Aber wir haben auch gutes Geld verdient.“ Die Gewerkschaftsarbeit war und ist dem (O-Ton) „Krupp-Knecht“ eine Herzensangelegenheit. Bis zum Ruhestand vor 15 Jahren war er Vorsitzender des Vertrauensleuteausschusses Bochum. Seit 1996 wirkt er im Seniorenausschuss mit und ist Berater für Betriebsrenten.

„Für mich ist das heute eine große Sache“, flüstert Helmut Wilzek, bevor ihm auf der Bühne – stellvertretend für alle 60-Jahre-Jubilare – die Ehrennadel angesteckt wird. Die Würdigung macht ihn stolz, bedeutet Anerkennung, Wertschätzung. So sehen’s auch die Jubilare, die sich ihre Nadeln vor Veranstaltungsbeginn am Schalter („40 Jahre A-H“) abholen. Wenig feierlich. Aber anders wäre der Dankes-Marathon nicht zu bewältigen.

Grußworte von OB Ottilie Scholz, Zauberei, Akrobatik, Tanzkapelle „Swing Dry“: Die IG Metall hat ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Bis spät in die Nacht wird geschwoft.

Helmut Wilzek hat’s mit seiner Annliese sehr genossen.