Bochum. .
Das Jubiläumsjahr „200 Jahre Krupp“ klingt in wenigen Wochen aus. Im von den Marketingstrategen der Stadt Essen und der Ruhr-Tourismus GmbH ausgearbeteten Veranstaltungsprogramm tauchten immer wieder Ziele in Bochum auf – zu Recht.
So etwa die Siedlung Dahhauser Heide in Horde. Konzipiert im sogenannten Heimatstil, stellt sie heute eine der auffälligsten Erinnerungen an das Unternehmen Krupp in Bochum dar. Errichtet wurden die Häuser für Arbeiter und Angstellte der beiden Bochumer Krupp-Zechen Hannover und Hannibal zwischen 1906 bis 1915 auf dem Gelände des Ritterguts Haus Dahlhausen. Der Architekt Robert Schmohl, Leiter des Krupp- Baubüros seit 1892, konzipierte die Anlage im Stile einer sognenannten Gartenstadt.
Dass Krupp erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Einluss gewann auf Bochum und begann, Grund und Boden zu erwerben oder sich in Zechen, wie Hannover, einzukaufen, mag auch an der großen Konkurrenz zwischen Krupp und dem Bochumer Verein gelegen haben.
Selbst die Bochumer CDU wollte sich beteiligen an den Feierlichkeiten zum großen Firmenjubiläum. Zwar fiel mangels Kaiser – wie einst zum 100-Jährigen von Krupp – der ganz große Bahnhof aus. Aber: Die CDU-Bochum veranstaltete im August eine Busfahrt zur Villa-Hügel mit anschließendem Mittagessen am Baldeney See und der Besichtigung der neuenen Hauptverwaltung an der Altendorfer Straße. Womit sich übrigens der Kreis schloss, denn einst stieg Kaiser Wilhelm II genau dort ab, an der alten Hauptverwaltung.
Der Erwerb der Zechen Hannover (1872) und Hannibal (1899) half dem Stahlkonzern, seine Rohstoffbasis zu sichern. Dies tat ihm seine Konkurrenz nach. Das Wort von der vertikalen Integration der Stahlindustrie machte die Runde. Ein Schlaglicht auf die rasante Veränderung der landwirtschaftlich geprägten Struktur zeigt ein kurzer Blick auf den Hordelhof in Wattenscheid Günnigfeld. Der Hof besaß bis 1875 rund 52 Hektar Grund. Doch Heinrich Hordelhoff-Schulze konnte, wie damals viele Landwirte im Einzugsbereich der Kohlegruben, nicht widerstehen.1875 verkaufte er zehn Hektar an die (damals bereits zu Krupp gehörende) Gewerkschaft Hannover. 1911 wurden noch einmal sechs Hektar an Krupp verkauft. Der Restbesitz ging in den Besitz der Gelsenkirchener Bergwerks AG über.
Kampf zweier Stahlgiganten
Krupp war mit seinen beiden Zechen im Bochumer Norden Anfang des 20. Jahrhunderts bereits eine große Nummer. 1913 wurden rund 2,2 Millionen Tonnen gefördert mit einer Belegschaft von 7890 Mann. Eine Statistik belegt, dass der Großteil dieser Förderung für die eigene Hüttenindustrie benötigt worden ist.
Dass Krupp, im Vergleich zur Nachbarstadt Essen, in Bochum nur langsam Fuß fassen konnte, lag nicht zuletzt, wie bereits erwähnt an der harten Konkurrenz mit dem Bochumer Verein, der Wettstreit um lukrative Aufträge spitzte sich zur Pariser Weltausstellung 1855 zu. Es ging im die Erfindung des Stahlformgusses durch Jacob Mayer. In der Öffentlichkeit gab es Zweifel, ob die später vielgerühmten Bochumer Glocken tatsächlich aus Gussstahl seien.
Krupp beobachtete den kleineren, aber agilen Mitbewerber skeptisch. Alfred Krupp suchte Wege, um die Entwicklung des Bochumer Vereins zu bremsen. Auf der besagten Weltausstellung behauptet der Vertreter Krupps, die ausgestellten Glocken seien aus gewöhnlichem Gusseisen. Krupp lässt nicht locker und verlangt, dass eine dieser Glocken zerschlagen und ausgeschmiedet werde. Dies geschieht vor Zeugen, der Beweis ist erbracht und Krupp düpiert. Mayer erhält für seine Erfindung die Große Medaille der Pariser Weltausstellung.
Erst rund 100 Jahre später sollte Krupp in Bochum mit allerlei Winkelzügen, den Verkaufsauflagen der Alliierten zum Trotz, wieder an Boden gewinnen und seinen alten Rivalen niederringen – doch das ist eine andere Geschichte.