Bochum. . Seit neun Monaten ist er im Amt als Abt Maximilian des Zisterzienserstifts Heiligenkreuz bei Wien - der Bochumer Gründermönch des Klosters in Stiepel und spätere Prior.
Mit Thomas Gottschalk verbindet ihn, dass der blonde Entertainer dieselbe Schule besucht hatte wie er: Das geschah am Gymnasium in Kulmbach. Da hatte Heinrich Josef Heim (50), wie er damals noch hieß, noch keinen blassen Schimmer, dass er mit drei Ordensbrüdern das Zisterzienserkloster in Bochum-Stiepel aufbauen würde. Ebenso wenig, dass er als Priestermönch Maximilian zum mächtigen Abt des Zisterzienser-Stifts Heiligenkreuz bei Wien aufsteigen würde.
„Willkommen“ steht auf der Fußmatte vor der Klostertür in Stiepel. Zum Gespräch mit dem Abt ist ein Tisch mit drei Kaffeetassen eingedeckt - der neue Prior Pirmin Holzschuh (43) nimmt als Dritter Platz.
An diesem Sonntag war die Einsegnung eines vielfarbigen Auferstehungskreuzes der Anlass für einen Besuch des Abtes. „Es stellt den Gekreuzigten als den Verklärten dar, der einen mit lebendigen Augen anschaut“, erläutert der Abt und bittet um Verständnis, wenn er selbst noch etwas müde wirke. Der Samstag sei lang geworden bei einer Feier mit der Forstverwaltung.
In Stiepel läuft's blendend
Mindestens ein süßes Geheimnis umgibt das Kloster - das Erfolgsgeheimnis: Während die evangelische und die katholische Kirchen in Bochum aus finanzieller Bedrängnis Gotteshäuser schließen und das andere Kloster, das der Redemptoristen am Imbuschplatz in der City, seine Pforten für immer geschlossen hat und wohl abgerissen wird, geht es den Zisterziensern in Stiepel blendend. Die Schar der Patres ist auf 14 angewachsen, darunter Pater Felix, der Schlagzeilen machte, weil der Anwalt und CDU-Ratsherr sich plötzlich für das Priesterleben im Kloster entschied. war. Auch Wein wird verkauft, eine neue CD mit Liedern der Mönche ist auf dem Markt.
„Alles kann man nicht erklären“, sagt der Abt nachdenklich. „Wir sind nicht besser, nicht frommer. Aber das benediktinische Leben ist für die heutige Zeit eine gute Antwort auf viele Fragen, die junge Menschen haben. In einer mobilen Zeit, wo nichts mehr fest ist, braucht es Stätten der Stabilität.“ Das Durchschnittsalter der Zisterzienserpriester liege unter 45 Jahren.
So sei das Kloster in Stiepel als „Ort der Orientierung, vor allem auf Gott“ entstanden, aber nicht als „Wehrburg und ohne Abschottung“. Es war Ruhrbischof Kardinal Hengsbach, der 1985 die Zisterzienser wegen einer Klostergründung anfragte.
Mit Tränen in den Augen
„Am 13. November 1986 traf der Konvent mit zwei Drittel Mehrheit die Entscheidung“, hat Abt Maximilian das Datum parat. Kein Wunder, er war selbst Betroffener. Im August 1988 schickte ihn das Mutterhaus nach Bochum. Er wollte, auch wenn er „mit Tränen in den Augen vom Heiligenkreuz gegangen“ war. „Ich war jung und wollte ein Abenteuer mitmachen.“ Denn das Bauvorhaben in Stiepel war umstritten, weiß Maximilian. „Wie könnt ihr sowas wagen, wo überall Klöster geschlossen werden“, habe es geheißen. Das war ein Wagnis, aber Hengsbach habe als Gründerbischof Dampf gemacht: Er brauche in seiner Diözese geistige Zentren.
„Wir sind kein reiches Kloster“, sagt der Abt bescheiden. „Das Kloster gehört uns nicht, sondern dem Bistum. Wir zahlen Miete. Die Förderungen, die wir bekommen, halten sich in Grenzen. In Stiepel gibt es für die Arbeit, die wir leisten, Gestellungsgehälter.“ Ansonsten wären da nur die „Latifundien in Heiligenkreuz aus dem Mittelalter“.
Heutzutage wäre eine Klostergründung wie in Stiepel „nicht mehr möglich“.
Schritt ins Kloster nie bereut
Er selbst habe den Schritt ins Kloster nie bereut, aber „starke Zweifel am Anfang“ gehabt. Bis dato hatte er „guten Kontakt zu mehreren Mädchen, aber keine feste Freundin“.
Was den Verzicht auf sexuelle Erfüllung in der Partnerschaft anlange, sagt Abt Maximilian: „Ich hätte gern eine Frau gehabt, eine Familie mit fünf Kindern. Aber ich habe mich nie als Hungerleider der Liebe empfunden.“ Auch wenn er als „junger Mensch eine Krise durchgemacht“ hatte. Er zitiert Heidegger: „Verzicht nimmt nicht, er gibt Kraft.“ Den Satz hat er von seiner Mutter.
Auf die lässt er nichts kommen: „Meine Mutter war eine großartige Frau, weil sie einen nie zu etwas gezwungen hat.“ Der Vater war früh gestorben, zu seinen vier Geschwistern, alle verheiratet, hat Maximilian „besten Kontakt“. Seine Wahl zum Abt für mindestens acht Jahre hatte Folgen: „Ich bin Österreicher geworden.“