Bochum. Die neuen Erkenntnisse zu den „Döner-Morden“ und rechtsextremen Gewalttätern wirft auch die Frage auf, wie ernst die rechtsextreme Gefahr in Bochum gesehen wird. WAZ-Redakteur Bernd Kiesewetter befragte den Bochumer Kripo-Chef Andreas Dickel.

Beunruhigen Sie die Neuigkeiten zum Rechtsterrorismus auch in Ihrer Funktion als Kripo-Chef in Bochum?

Andreas Dickel: Nein, denn wir nahmen und nehmen alle extremistisch motivierten Ereignisse und Straftaten sehr ernst, weil Extremisten und Terroristen ja nicht als solche auf die Welt kommen, sondern sich dahin entwickeln. Daher sind frühe und ernsthafte Interventionen richtig und wichtig.

Gibt es neue Zahlen über Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund?

Dickel: Nein, wir haben durch die Ereignisse und Ermittlungsergebnisse noch keine Hinweise darauf, dass zurückliegende Straftaten in Bochum anders zu bewerten sind. Unsere Schwerpunktsetzung in Langendreer hat darüber hinaus Wirkung erzielt und Ermittlungserfolge in den rechts-links-Auseinandersetzungen haben zur Befriedung beigetragen.

Kritische Stimmen sagen, dass die rechte Gefahr heruntergeredet wird.

Dickel: Zu diesem Themenkomplex gibt es sehr viele Stimmen, nicht alle äußern sich kompetent. Richtig ist, dass wir in Nordrhein-Westfalen und dabei ganz sicher auch das Polizeipräsidium Bochum immer die Gefahr einer möglichen Radikalisierung von Extremisten - in allen Lagern - gesehen haben. Leider wird nicht genügend zwischen der Gefahr die von rechtsextremem Gedankengut ausgeht und radikalisierten Straftätern unterschieden, die oft als Einzeltäter oder kleine verschworene Gruppen agieren. Deswegen kann zumindest auf der fachlichen Seite nicht von Verniedlichung gesprochen werden. Die rechte Gewalt wurde in den einschlägigen Fachkreisen immer ernst genommen. Richtig ist aber auch, dass eine Tatserie, wie sie jetzt festgestellt wurde, mangels entsprechender und sonst typischer Bekennungen so noch nicht gesehen worden ist. Da lernen wir natürlich auch dazu.