Bochum. „1961 - 1975, Angeworben – gekommen – geblieben, 14 Jahre Zuwanderung im Spiegel städtischer Kulturarbeit “: So lautet der Titel einer neuen Ausstellung im Bochumer Stadtarchiv.
Sie kamen in ein Land, dessen Kultur sie nicht kannten, dessen Sprache sie nicht verstanden. In Deutschland nannte man sie Gastarbeiter: die Griechen, Spanier, Türken und Italiener. Wie sich die Menschen in der Fremde damals gefühlt haben müssen, das lässt die Ausstellung „1961 - 1975, Angeworben – gekommen – geblieben, 14 Jahre Zuwanderung im Spiegel städtischer Kulturarbeit “ erahnen.
„Wir wollten zum einen ein Stück Stadtgeschichte durch die fremde Brille, zum anderen das Fremdsein in Bochum zeigen“, erklärt Ingrid Wölk, Leiterin des Bochumer Zentrums für Stadtgeschichte. Gelungen ist das mit ebenso einfachen wie eindrucksvollen Mitteln. Portraits türkischer Einwanderer etwa geben tiefe Einblicke in die Gefühle und Eindrücke der Menschen.
Eine ganz persönliche Geschichte
Wie groß das Heimweh war, erzählt etwa Güzin Güven, die 1970 mit ihrem Mann von Istanbul nach Dahlhausen kam. Entsetzt zeigte sich die damals junge Frau von den ärmlichen Verhältnissen, unter denen sie zunächst hier leben musste. Was sie mit den ersten Jahren in Bochum in Verbindung bringt? Ein kleines rotes Notizbuch. Das hatte ihr Vater ihr geschenkt. Notieren sollte sie darin alle Eindrücke in der neuen Heimat. Doch leider blieb das Heft leer. Zu wertvoll fand die junge Frau das in Samt gebundene Büchlein. „Und obwohl nichts darin steht, freuen wir uns, dieses Exponat hier ausstellen zu können, erzählt es doch eine ganz persönliche Geschichte“, so Ingrid Wölk.
Geschichten erzählen vor allem die vielen Zeitungsartikel aus den Jahren 1961 und 1975, die in der Ausstellung an großen Litfaßsäulen hängen. „Wir haben alles rausgesucht, was in dieser Zeit mit Ausländern zu tun hatte“, erklärt Ingrid Wölk. Über vieles muss man heute sicherlich schmunzeln. So berichtet etwa ein Zeitungsartikel vom 26. Oktober 1961 von einem Mopedlehrgang für Griechen, ein weiterer Text erzählt von der Liebe der Italiener zu deutschen Koteletts, ein Bild lichtet mandeläugige Näherinnen mit schwarzen Haaren ab, die mit dem Orient-Express nach Minden gebracht wurden.
Wahrgenommen werden
Wie sehr sich das Bild des Gastarbeiters in den folgenden Jahren änderte, zeigt die Ausstellung nicht zuletzt anhand der Plakate und Artikel des Festivals „Kemmnade International“, erstmals durchgeführt 1974. Gastarbeiter taten sich zusammen, gewährten mehr als nur Einblicke in ihre kulinarischen Töpfe. Vielmehr machten sie auf ihre Rechte aufmerksam, wollten wahr genommen werden. Bis heute mit vollem Erfolg...