Velbert. . Die Deutsche Sprache ist für die meisten Ausländer ein Problem. Viele Türken die nach Deutschland kommen, lernen sie. So auch die Velberter Kadir Bicerik (47), Hasan Salci (47) und Cem Demircan (38).

Der eine kam als Achtjähriger nach Deutschland ohne ein einziges Wort der Sprache zu verstehen, der andere mit 28 Jahren – der Liebe wegen. Und der dritte von ihnen ist in Deutschland aufgewachsen, kam aber während eines Urlaubs seiner türkisch-stämmigen Eltern in Istanbul zur Welt. Doch Kadir Bicerik (47), Hasan Salci (47) und Cem Demircan (38) haben eines gemeinsam: Sie haben türkische Wurzeln, leben in Deutschland – und möchten hier akzeptiert werden.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal in einem anderen Land als der Türkei leben würde“, sagt Kadir Bicerik. Doch nachdem er 1988 seine deutsche Frau kennen gelernt hat, dauerte es nur ein Jahr, bis er ihr nach Deutschland folgte. „Ich konnte damals auf deutsch nur ,Guten Tag’ sagen“, erinnert er sich. Doch dass es ohne Sprache nicht geht, merkte er schnell: Bei der Jobsuche wurden die fehlenden deutschen Sprachkenntnisse zunächst zum beinahe unüberwindlichen Hindernis. „Und als Hilfsarbeiter wollte ich nicht für den Rest meines Lebens arbeiten“, sagt der gelernte Formenbauer.

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Die Sprache – das war auch für Hasan Salci ein großes Problem. „Ich bin mit acht Jahren nach Heiligenhaus gekommen – und konnte noch nicht mal ,Guten Tag’ sagen.“ Und die zwei Stunden Deutschunterricht, die er pro Woche in seiner türkischen Schulklasse bekam, reichten bei weitem nicht aus. „In der siebten Klasse hatte ich schließlich in Mathe eine Eins und sonst überall eine Fünf – wegen meiner Sprachprobleme.“ Ein wenig bitter klingt es, als er hinzufügt: „Wir waren ja Gastarbeiter, und sie dachten, dass wir zurückgehen.“

Auch für Cem Demircan, der in Deutschland aufgewachsen ist, wurde die Sprache zunächst zum Problem: „Wir haben in Oberhausen in der Werkstraße gewohnt, in der neunzig Prozent Türken lebten – und ich war verwundert, als ich in die Schule kam, dass es noch eine andere Sprache gab als die türkische.“

Gelernt haben sie die fremde Sprache letztlich alle drei, und Kadir Bicerik sagt: „Nur mit der Sprache kann man dem anderen auf Augenhöhe begegnen.“ Und doch wollen Demircan und Salci nicht, dass jemand über ihre Eltern urteilt, die als Gastarbeiter die fremde Sprache nicht gelernt haben. „Sie wurden ja damals untergebracht in Gebieten, wo sie keinen Kontakt zur deutschen Bevölkerung hatten“, sagt Cem Demircan. „Auch sie sind gute Mitbürger dieses Landes, sie haben das Land damals mit nach vorne gebracht.“

„Angekommen“ sind sie alle drei in Deutschland: Kadir Bicerik, der sich wegen seiner deutschen Frau mitunter „überintegriert“ fühlt, Cem Demircan, der sein Abitur gemacht und studiert hat, „gerade weil ich Türke bin“, und Hasan Salci, dessen Sohn am Freitag „auf deutsch“ geheiratet hat. Und sie engagieren sich in ihrer neuen Heimat: Kadir Bicerik als stellvertretender Vorsitzender des Integrationsrates und in der IG Metall, Hasan Salci im Vorstand der Ditib-Moschee, Cem Demircan als SPD-Politiker im Stadtrat.

Wie fühlen sie sich heute als Türken in Deutschland? „Es ist meine zweite Heimat geworden – und das ist ein ganz tolles Gefühl“, sagt Kadir Bicerik. Er sagt aber auch: „Wir haben genügend Vorurteile auf beiden Seiten. Die kann man nur abbauen, indem man sich besser kennen lernt.“ Ähnlich sieht es auch Cem Demircan: „Ich würde mir wünschen, dass wir viel lockerer damit umgehen, dass unser Gegenüber anders ist.“ Eine „Anerkennungskultur“ wünsche er sich. Für Demircan ist Deutschland die erste Heimat: „Ohne Wenn und Aber – doch das muss auch ankommen bei der Bevölkerung. Ich möchte, wenn ich Urlaub nehme, nicht die Frage hören, ob ich in die Heimat fahre.“ Aber auch von den türkischen Staatsbürgern erwartet er, dass sie sagen: „Hier in Deutschland ist unsere Heimat, denn hier leben wir.“

Nur Hasan Salci gibt zu: „Ich möchte mich hier in Deutschland wohlfühlen, aber es gelingt mir nicht immer.“ Zu oft werde ihm von seinen deutschen Mitbürgern Desinteresse entgegengebracht. Und: „Ich möchte mehr als Mensch gesehen werden.“ Deshalb sagt Hasan Salci: „Ich habe wie viele Türken zwei Heimatländer. Wir sind nie richtig zu Hause.“