Bochum. .

Das Motiv der tödlichen Messerattacke auf eine 49-jährige Ehefrau in Bochum liegt offenbar in ihrer Trennungsabsicht. Ihr Mann (50) hatte laut Polizei neunmal in ihren Leib gestochen. Das Küchenmesser steckte noch, als die Kripo kam.

Musste die 49-jährige Ehefrau aus Bochum-Eppendorf sterben, weil sie ihren Mann verlassen wollte? Davon geht die Kriminalpolizei aus. „Seine Frau wollte sich von ihm trennen. Das hat sie ihm mitgeteilt und das war ihm bekannt“, sagte Elmar Lüssem, Leiter der Mordkommission, am Freitag auf Anfrage der WAZ. Darin liegt für die Kripo nach bisherigem Stand „das einzige mögliche Tatmotiv“. Der 50-jährige Tatverdächtige redete mit der Polizei bisher kein Wort, obwohl er am Mittwoch um 23.18 Uhr , kurz nach der Bluttat, selbst die Polizei alarmiert hatte.

Keinerlei Abwehr- und Kampfspuren

Vor rund zwei Wochen, sagt Kriminalhauptkommissar Lüssem, habe die Frau ihrem Mann mitgeteilt, dass es Aus sei mit der Ehe. Ungefähr seit dieser Zeit habe sie auch nicht mehr im Ehebett der Zweieinhalb-Zimmer geschlafen, sondern sich ihre Matratze genommen und darauf in einem anderen Zimmer genächtigt. Dort wurde sie den Spuren zufolge auch erstochen. Als die Kripo am Tatort an der Dahlhauser Straße eintraf, steckte noch ein großes Küchenmesser in ihrer Brust.

Neunmal hatte der Mann nach bisherigen Erkenntnissen auf seine Frau eingestochen. Lüssem vermutet, dass sie geschlafen habe, als der Mann zu seiner vernichtenden Attacke ansetzte. Es gebe keinerlei Abwehrspuren an der Leiche und auch keinerlei sonstige Kampfspuren. Das Amtsgericht stützt den Haftbefehl wegen Mordes auf das Mordmerkmal der Arg- und Wehrlosigkeit, der Heimtücke. Oberstaatsanwalt Jochen Kodal hat zwar jahrzehntelange Erfahrung mit Kapitalverbrechen, der WAZ sagte er aber: „Eine derartige Intensität der Stiche ist auch nicht alltäglich.“

Die Frau hatte bereits zwei bis dreimal bei der Mutter übernachtet, um ihrem Mann aus dem Weg zu gehen, sagte Lüssem. Man habe sich wohl „auseinandergelebt“. Es soll auch mal Auseinandersetzungen gegeben haben, weil er öfter Alkohol getrunken habe. Auch zur Tatzeit hatte er dieses Rauschmittel in seinen Adern. Wieviel, klärt jetzt ein Gutachten ab.

Ein Nachbar hörte einen Schrei

Es gibt keinen Augenzeugen (die Ehe ist kinderlos), wohl aber einen Ohrenzeugen. Ein Nachbar in dem Mehrfamilienhaus hatte einen Schrei gehört. Vorher sei aus der Wohnung der Eheleute gegen alle Gewohnheit laute Musik zu hören gewesen. Der Grund ist unklar. Ob die Musik bewusst zur Übertönung von Tatlärm aufgedreht wurde, ist aber reine Spekulation.

Die Frau betrieb in Bochum zusammen mit ihrem Mann einen Kiosk und war auch Schneiderin. Von zu Hause aus fertigte sie im kleinen Rahmen einige Arbeiten. Zuletzt wollte sie sich auf eine Stelle als Schneiderin bewerben. Dazu kommt es nun nicht mehr.Ihrem Ehemann, einem gelernten Elektriker, droht „lebenslänglich“.