Bochum. Ende einer Züchterära: Wilhelm Strunk lässt seine Spring- und Dressurpferde versteigern. Seit 1974 hat er erfolgreich edle Pferde gezüchtet und in die ganze Welt verkauft - von Russland bis nach Brasilien. Nun übernimmt Sohn Nico den Hof in Stiepel.

Fiderglanz, Bravissimo und Belamour – fantasievolle Namen für ausgezeichnete Pferde. Und alle stammen von einer Stute ab: 1974 begann der Bochumer Landwirt Wilhelm Strunk seine professionelle Pferdezucht mit „Pik Dame“. Eine Erfolgsgeschichte – In die ganze Welt verkaufte Strunk seine preisgekrönten Pferde, von Russland bis nach Brasilien. Nun aber geht die Zuchtära zu Ende: Der 60-Jährige trennt sich von seinen Pferden.

Risikoreiches Geschäft

Der Grund: Sein Sohn Nico (24) übernimmt den Hof. „Mir fehlt einfach die Leidenschaft dafür“, erklärt er, „Pferdezucht ist nicht mein Steckenpferd“. Diese Passion müsse man für die Pferdezucht schon haben, findet auch sein Vater. Auf dem aufgewachsen, sammelte Wilhelm schon früh seine ersten Erfahrungen mit Pferden. Nach ersten Zuchterfahrungen startete die Erfolgsgeschichte mit dem Erwerb der trächtigen Stute „Pik Dame“. „Das Pferd kostete damals so viel, wie ein sehr teures Auto“, schätzt Wilhelm Strunk

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„Es folgten Hoch- und Tiefpunkte“, erzählt er, „Pferdezucht ist eine risikoreiches Geschäft“. Oft müsse man mit großen Mengen Geld jahrelang in Vorkasse gehen, präzisierte er, der Erfolg sei aber ungewiss. Strunk hatte Glück und ein gewisses Händchen: Seine Pferde wurden mit Staatsprämien ausgezeichnet und gewannen internationale Springreit- und Dressur-Wettbewerbe – eins wurde sogar in die schwedische Staatszucht übernommen. Rückschläge gab es auch: „Es war immer schlimm, wenn sich mal ein Pferd verletzt hat und sogar eingeschläfert werden musste“, erinnert sich Strunk.

Finanzielles Risiko zu hoch

Sein ganzen Leben richteten Wilhelm und seine Frau nach den Pferden aus – „Die Tiere interessiert es nicht, ob heiliger Abend ist, die wollen trotzdem fressen“, scherzt Heike Strunk (51). In den letzten Jahren sei es deutlich schwieriger geworden die Pferdezucht am Laufen zu halten. „Die Löhne sind gestiegen, genauso wie die Preise für Futter“, zählt Heike auf. Aber auch das Verkaufen sei seit der Finanzkrise schwieriger. „Dabei muss man schon in jedem Jahr ein gutes Pferd verkaufen, damit es sich rechnet“, erklärt sie. Dieses finanzielle Risiko will Sohn Nico – ein gelernter Agraringenieur – nicht mehr tragen, „aber die Zucht ist auch einfach nicht mein Ding“, betont er. Den Hof will er trotzdem mit seiner Freundin zusammen übernehmen. Neben der Zucht betrieb und betreibt Vater Wilhelm Ackerbau und hält Kühe. „Das wird auch so bleiben“, macht Nico klar. Auch Pferde sollen wieder auf den Hof kommen: Freundin Nina Taulin ist gelernte Bereiterin, sie will Reitausbildungen anbieten. „Da gibt es einen großen Bedarf in Bochum“, findet Nico. Im gewissen Sinne wird so die Tradition fortgeführt: Die Familie Strunk bleibt den Pferden treu.