Bochum. .
Ein Ehepaar aus Bochum kümmert sich in seiner Freizeit um Pferde in Not. Neben ihrem Haus in der Natur haben sie den „Tierschutzhof Ruhrtal“ gegründet.
Vor einiger Zeit, erzählt die Tierfreundin Doris Kaiser, hatten sie und ihr Ehemann Winfried „eine Großspende“ erhalten. Ein Mann, der seinen Namen nicht nannte, schenkte ihrem „Tierschutzhof Ruhrtal e.V.“ 5000 Euro. „Das hat uns ermöglicht, zwei weitere Notfälle aufzunehmen, die sonst zum Schlachter gegangen wären.“
Die zwei Notfälle sind zwei Pferde - und der Tierschutzhof ist eine private Hilfsinitiative. Entstanden aus reiner Tierliebe. Mittlerweile haben die Kaisers, die tagsüber für einen Bildungsträger arbeiten, drei Pferde und drei Ponys im Stall neben ihrem Haus aufgenommen. Entweder drohte ihnen eine unnötige Fahrt zum Abdecker, weil der Besitzer das Futter sparen wollte, oder sie wurden sehr schlecht gehalten oder gar misshandelt. Kaisers haben die Pferde dann aus ihrer Not selbst herausgekauft oder bekamen sie über Dritte vermittelt. Tierschützer sind untereinander vernetzt.
„Es ist etwas Schönes, wie die Pferde hier auftauen, auch seelisch“
Der kleine Tierschutzhof liegt an der Rauendahlstraße im Stadtteil Sundern. Mitten in einem landschaftlichen Idyll. „Es ist etwas Schönes, wie die Pferde hier auftauen, auch seelisch“, beschreibt Doris Kaiser den Erholungsprozess. Als sie vor drei Jahren ihr Haus gekauft und es renoviert hatten, wurde auch das Nebengebäude mit dem Stall hergerichtet und eine Weide gepachtet. Im April 2008 holten sie den 23-jährigen Farino zu sich. Er war ihr erstes Pferd in Not. Bis heute folgten fünf weitere. Um die Kosten besser aufzubringen und auch die Versorgung und Beschäftigung der Tiere besser leisten zu können, wurde der Verein gegründet. Mittlerweile gibt es 30 Mitglieder. „Mehr oder weniger aktive“, wie die Kaisers sagen. Der Beitrag: mindestens fünf Euro im Monat.
Die aktivste Helferin heißt Deborah Bastian (16). Seit Januar hilft die Schülerin mehrmals pro Woche im Stall. Ehrenamtlich. „Ich war joggen, habe die Pferde gesehen und gefragt, ob ich mitmachen kann.“ Wenn sie ihr Lieblingspferd bürstet, eine Trakehner-Stute, lächelt stilles Glück in ihren Augen. Das Pferd wurde aus dem Sauerland geholt. „Es war klapperdünn, nicht gewurmt, nicht geimpft - gar nichts“, erinnert sich Doris Kaiser. Es ist das einzige der Pferde, das bald vielleicht noch geritten werden kann.
Unterhaltskosten werden auf den Tierschutz abgewälzt
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Der Tierschutzhof ist kein Gnadenhof. Einige Pferde sollen weitervermittelt werden. „Es ist immer schwer, jemanden gehen zu lassen, aber so soll es ja sein“, sagt Doris Kaiser. Der Hof ist auch kein Pensionsbetrieb für Rentner-Pferde. Winfried Kaiser erzählt von der Fahrerin eines schicken Cabrios. Sie wollte ihr Pferd abgeben. Kaiser lehnte ab, weil er keine Not sah. Er habe der Frau gesagt: „Sie haben 20 Jahre das Tier genossen. Jetzt sorgen sie auch für einen angenehmen Lebensunterhalt.“ Sehr oft gehe es den Menschen, die ihr Pferd loswerden wollen, nur um Kostenersparnis. Gerade jetzt im Winter, wenn die Tiere nicht auf der Weide grasen können. „Das wird auf den Tierschutz abgewälzt.“
Vor wenigen Tagen wurde ein neuer Notfall gemeldet. Ein 32-jähriges Pony aus Sprockhövel wurde von der Besitzerin nicht mehr richtig versorgt. Besitzer der ebenfalls dort eingestallten anderen Pferde hatten es in der Not mitbetreut. Und jetzt den Kaisers gemeldet. „Unsere kleinen Ponys rücken jetzt zusammen, damit die alte Dame bei uns unterschlüpfen kann. Dann werden wir weiter sehen“, sagt Doris Kaiser.