Bochum.

Sommerferien: Die Stadt erscheint in diesen Tagen wie leer gefegt. An der Ruhr-Universität geht es allerdings auch im Hochsommer geschäftig zu. Hinter den Kulissen laufen eifrig die Vorbereitungen auf das kommende Semester.

Für die Studenten ist die warme Jahreszeit spätestens seit der Einführung der BA/MA-Studiengänge eine heiße Phase. „Nach der Klausurenphase am Anfang der Ferien kam noch eine mündliche Prüfung und ein Essay. Momentan sitze ich an einer Hausarbeit, nächste Woche beginne ich ein Praktikum“, erzählt Christin (20). Sie studiert Germanistik und spanische Philologie auf Lehramt. Zeit für einen kurzen Urlaub hatte sie aber doch noch – anders als einige ihrer Kommilitonen: „Freunde von mir studieren Biologie und BWL, die sind immer noch nicht fertig. Da sind die Semesterferien wirklich bestenfalls vorlesungsfreie Zeit.“

Uta Müller, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der Uni-Bibliothek, erkennt einen langfristigen Trend: „Früher konnten wir in den Semesterferien noch die Öffnungszeiten der Bibliothek verkürzen.“ Das sei längst nicht mehr möglich. „Die neuen Studiengänge haben die Arbeitsgewohnheiten der Studenten verändert. Im Sommer treffen sich hier viele Lerngruppen, einzelne Studenten sitzen von morgens bis abends an ihren Hausarbeiten.“

Der August galt einst als die ruhigste Zeit auf dem Campus

Die Zentralbibliothek macht in der Tat keinen verschlafenen Eindruck: „Obwohl hier mitten im Semester schon mehr Gedränge ist“, so Uta Müller. Immerhin beinahe 2000 Studenten pro Tag nutzten die Bibliothek im August. Dieser Monat galt einst als die ruhigste Zeit auf dem Campus.

Für die Bibliotheks-Angestellten gibt es im Sommer ohnehin viel zu tun: Buchbestellungen müssen rechtzeitig getätigt werden, außerdem finden Schulungen statt, und die Mitarbeiter flechten Neubestellungen in die Kataloge ein.

In der Hochschulleitung ist ebenfalls viel los – nicht nur wegen der Vorbereitungen auf das neue Semester. „Viele Kollegen arbeiten mit Hochdruck an den Anträgen für die Exzellenzinitiative“, sagt Jens Wylkop von der RUB-Pressestelle. Von sommerlicher Ruhe könne daher in diesem Jahr keine Rede sein. Im Gegenteil: „So wenige Urlauber haben wir im August sonst nie.“

Lange Wartelisten für ein Zimmer im Wohnheim

Etwas Entspannung bringt der Sommer dagegen in der Mensa. Dort werden in den Semesterferien etwa ein Drittel weniger Gerichte verkauft. Auch das Angebot wird leicht eingeschränkt. Obwohl seine Mensen und Cafés also auf Sparflamme laufen, ist das Studentenwerk Akafö dieser Tage schwer beschäftigt. „Die Abteilung Wohnen hat vor dem Wintersemester immer einen Riesenansturm zu bewältigen“, so Florian Kühlem vom Akafö. Im letzten Jahr gingen zwischen Juli und Oktober beinahe 2000 Erstbewerbungen für ein Zimmer im Wohnheim ein – das sind mehr als die Hälfte aller Anträge, die im Laufe eines ganzen Jahres gestellt werden. „Die Wartelisten sind vor dem Wintersemester traditionell länger als vor dem Sommersemester“, so Kühlem. „In diesem Jahr wird der Wegfall von Wehr- und Zivildienst zudem für höhere Studentenzahlen sorgen.“

Mit der Antragsflut vor dem Semesterstart ist auch der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) vertraut. „Von Ferien merken wir nichts“, so AStA-Chefin Laura Schlegel. „Wir müssen außerdem nur aus dem Fenster gucken, um zu sehen, wie ungewöhnlich viel hier in diesem Jahr los ist.“