Bochum. 60 Ex-Mitarbeiter des Ratio-Warenhauses in Hofstede haben die feste Zusage, im künftigen Kaufland-Markt weiterbeschäftigt zu werden. Dennoch erhalten sie Angebote der Arbeitsagentur – darunter Jobs in Essen, Wuppertal und Dortmund.
Die 60 Ex-Mitarbeiter des Ratio-Warenhaus in Hofstede haben die feste Zusage, im künftigen Kaufland-Markt weiterbeschäftigt zu werden. „Dennoch werden wir von der Arbeitsagentur mit Stellenangeboten zugepflastert“, ärgern sich zwei langjährige Ratio-Mitarbeiterinnen.
Im Juni war der Ratio-Markt geschlossen worden. Hintergrund: der Verkauf der Ratio-Gruppe an Edeka. Nach Monaten der Ungewissheit konnte die Belegschaft aufatmen: An gleicher Stelle entsteht ein Neubau, der von Kaufland angemietet wird. Die Handelsgruppe mit Sitz in Neckarsulm kündigte in einem Schreiben an alle Ratio-Mitarbeiter an, „Ihnen spätestens vier Wochen vor der Eröffnung den Abschluss eines Arbeitsverhältnisses (...) anzubieten“. Kaufland sichert zudem zu, sämtliche arbeitsvertraglichen Verpflichtungen fortzuführen und die Betriebszugehörigkeit bei Ratio anzuerkennen.
"Regelung eine gute Lösung"
„Bei aller Trauer über das Ratio-Aus ist diese Regelung für uns eine gute Lösung“, betont eine Ex-Mitarbeiterin, die 35 Jahre für den SB-Markt tätig war. Wie ihre Kollegen meldete sie sich zum 1. Juli arbeitslos und wechselte in die Qualifizierungs- und Transfergesellschaft BAQ (Alleestraße).
Zwar steht hier u.a. ein Bewerbungstraining auf dem Programm. Sonderlich motiviert ist die Ratio-Truppe aber nicht. „Wir fühlen uns nicht als Arbeitslose. Wir wissen ja, dass wir bald wieder Arbeit haben.“ Im Dezember sei mit der Markt-Eröffnung zu rechnen, hieß es am 5. August bei einer Info-Veranstaltung im Jahrhunderthaus, wo sich Kaufland „als Ihr zukünftiger Arbeitgeber vorstellen“ und „Sie, unsere neuen Mitarbeiter, kennenlernen“ wollte.
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Vermittlungsvorschläge der Arbeitsagentur
Um so verwunderter sind die Demnächst-Kaufländer über das Gebaren der Bochumer Arbeitsagentur. „Je nach Sachbearbeiter haben wir fünf und mehr Vermittlungsvorschläge erhalten – darunter Jobs in Essen, Wuppertal und Dortmund, meist für deutlich weniger Geld als bisher“, berichtet eine 53-jährige Bochumerin. „Das ist doch kompletter Unsinn! Wir alle warten doch nur darauf, mitsamt unserer Berufsjahre nach Kaufland zu wechseln.“ Auf Nachfrage habe die Arbeitsagentur betont, dass dieses Vorgehen gesetzlich erforderlich sei. „Uns wurde geraten, Vorstellungstermine zwar zu vereinbaren, in dem Gespräch aber zu sagen, dass wir kein Interesse haben. Absurd.“
Die Agentur weist diese Darstellung zurück. Die Offerten seien sehr wohl ernst zu nehmen. Sprecher Matthias Erfmann: „Die ehemaligen Ratio-Mitarbeiter befinden sich in einer Auffanggesellschaft. So lange es keine Arbeitsverträge gibt, gilt das beidseitige Gebot, die Arbeitslosigkeit so schnell wie möglich zu beenden. Für uns heißt das, zumutbare Vorschläge zu unterbreiten. Für die Kunden heißt das, sich zu bewerben und die Chance zu nutzen. Sonst können Sperrzeiten verhängt werden.“