Bochum. .

Es war einer der längsten Drogenprozesse am Bochumer Landgericht - und jetzt ist das Urteil rechtskräftig.

Die 8. Strafkammer hatte vor kurzem einen Bochumer Großdealer (39) zu neun Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Die Strafe wurde am 130. Sitzungstag verkündet. Die ganze Hauptverhandlung hatte drei Jahre, einen Monat und elf Tage gedauert und sechsstellige Kosten verschlungen.

Der Angeklagte, ein arbeitsloser Kfz-Mechaniker und Familienvater, hatte mit über 100 Kilo Cannabis-Produkten gehandelt. Großteils hatte er die Vorwürfe zurückgewiesen. Der Mann mit deutschem Pass und polnischer Herkunft hatte behauptet, ein Spitzel der polnischen Polizei gewesen zu sein.

Beamter aus Polen wurde per Videoschaltung vernommen

Deshalb hatte das Gericht nach äußerst aufwendigen organisatorischen Vorbereitungen einen Polizeibeamten aus Polen vernommen - per Videoschaltung. Die Zeugenbefragung ergab, dass der Angeklagte zwar tatsächlich für die Polizei tätig gewesen sei, aber längst nicht in dem von ihm behaupteten Umfang.

Freigesprochen wurde er allerdings vom Vorwurf, eine große bewachte Cannabis-Plantage eines Konkurrenten in Holland mit Waffengewalt überfallen und die Pflanzen abgeerntet zu haben. Die Richter konnten keine Tatbeteiligung feststellen.

Angeklagter nahm Rechtsmittel zurück

Im Laufe des zähen Prozesses hatte die Justiz dem Angeklagten angeboten, bei einem Geständnis nicht mehr als sieben Jahre und drei Monate Gefängnis zu verhängen. Dieses Angebot hatte der Angeklagte seinerzeit ausgeschlagen. Um so überraschender ist es jetzt, dass er das Urteil trotz anfangs eingelegter Revision nun doch akzeptiert hat. Er nahm sein Rechtsmittel zurück. Wäre er damals auf das Angebot eingegangen, er hätte zwei Jahre weniger Haft bekommen. Schon seit Ende 2007 sitzt er in Haft.

Zu Beginn des Prozesses war auch seine Ehefrau wegen Verstrickung in die Drogengeschäfte verurteilt worden. Sie bekam eine Bewährungsstrafe. Ein Verwandter hatte wegen Mittäterschaft über drei Jahre Haft erhalten.