Bochum. .
Ein ehemaliger Amphetamin-Dealer aus Bochum muss nicht ins Gefängnis. Das Landgericht verurteilte den 25-Jährigen zu 21 Monaten Haft, setzte die Strafe aber zur Bewährung aus.
Angefangen mit dem Amphetamin-Schnupfen hatte der 25-jährige Bochumer auf Wochenendpartys. Ein bis zwei Gramm zog er sich dabei rein. Doch dieser Konsum hat sich im Laufe von zwei Jahren so sehr gesteigert, dass er sogar zum bewaffneten Drogendealer wurde. Am Montag wurde er vom Landgericht verurteilt: Er bekam ein Jahr und neun Monate Haft, ausgesetzt zur Bewährung. Außerdem muss er 200 Sozialstunden machen.
Der Angeklagte ist ein klassisches Beispiel dafür, dass aus harmlosen Gelegenheitskonsumenten relativ schnell Kriminelle werden können. „Ich hatte falsche Freunde“, sagte er vor der 9. Strafkammer. Gleichzeitig brach er damals die Lehre zum Mechatroniker ab. „Ich habe die Prüfung versemmelt.“ Als er 2009, nach der Trennung von einer festen Freundin, von Bochum in ein kleines Zimmer nach Essen-Altendorf zog und auch einen Hilfsjob als Bodenleger aufgab (zu anstrengend), verschärfte sich die Krise. „Es hat sich stetig nach oben entwickelt“, sagte er vor Gericht über seinen Konsum. Zuletzt, kurz vor seiner Festnahme Ende 2010, berauschte er sich mit fünf oder sechs Gramm täglich.
Seine Lieferanten verriet der Angeklagte nicht: „Das ist nicht ungefährlich“
Das war teurer. Teurer als von Hartz IV bezahlbar. Deshalb begann er zu dealen. Von zwei Lieferanten kaufte er mindestens 320 Gramm, fast alles in Bochum. Einen Teil schnupfte er selbst, einen Teil verkaufte er mit Gewinn weiter. Das Gramm, das er für fünf Euro erworben hatte, veräußerte er für sieben oder 7,5 Euro. Wer die Lieferanten waren, verriet er vor Gericht nicht. „Das ist nicht ungefährlich“, begründete er. Offenbar fürchtet er sonst Rache.
Aufgeflogen war er durch Hinweise von anderen, bereits verhafteten Dealern. Im Herbst 2010 tauchte morgens die Kripo mit einem Spürhund in der Wohnung seiner neuen Freundin (28) in Bochums auf. In ihrem Schreibtisch fanden die Beamten 170 Gramm Amphetamine. Es gehörte ihrem Freund; er hatte es dort gebunkert. In dessen Zimmer in Essen fand die Kripo dann eine Feinwaage und anderes Drogenzubehör, außerdem zwei SRS-Pistolen (Schreckschuss/Reizgas/Signalwaffen) und Pfefferpatronen.
Der Angeklagte gab alle Anklagevorwürfe zu, auch einen Teil, der ihm nur schwer nachzuweisen gewesen wäre. Das zeige, sagte Verteidiger Christoph Pindur, dass sein Mandant „in den Schoß der Rechtsgemeinschaft zurückgekehrt“ sei. Heute sei er wieder völlig clean, sagte der Angeklagte.