Bochum. .
Firmen-Sponsoring soll helfen, den Stadtpark instand zu setzen. Bezirksbürgermeister Heldt will auf Betriebe zugehen.
In Zeiten stabiler Budgets galt der Vorschlag, Werbung in öffentlichen Anlagen zuzulassen, wenn Firmen dafür die Grünpflege übernehmen, als anrüchig. Doch die Schamgrenze fällt.
Der Bezirk Mitte hat sich mit dem Zustand des Bochumer Stadtparks beschäftigt, nachdem der Landschaftsarchitekt Herbstreit ein niederschmetterndes Gutachten erstellt hatte: Der alte denkmalgeschützte Park verrottet zusehends; nach seiner Auffassung müsste die Stadt 5,3 Millionen Euro aufbringen, um ihn auf Dauer zu erhalten. Geld, das sie nicht hat. Sowohl Koalition (SPD/Grüne) als auch die CDU in der Bezirksvertretung zogen daraus den Schluss, das Heil im Sponsoring zu suchen. Die Idee: Teile des Parks in die Hände von ansässigen Gartenbaufirmen zu geben, die dann für sich Reklame machen dürften.
„Der Stadtpark ist nicht mehr Bochums Visitenkarte“
„Eine gute Idee“, findet Sieglinde Mahlke. Bis vor wenigen Jahren wohnte sie mit ihrer Familie noch in Bochum: „Es bleibt unsere Heimatstadt.“ Sie hat auf Reisen erlebt, dass Sponsoring in anderen Städten sehr erfolgreich sein kann. „Der Stadtpark ist nicht mehr Bochums Visitenkarte. Der Rosengarten kümmert vor sich hin, auf den Wiesen liegen Äste und Blätter ganzjährig herum, die Wege sind ausgewaschen und für Gehbehinderte gefährlich. An den Skulpturen fehlen Hinweise auf die Künstler.“
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Sie sieht großen Handlungsbedarf; so lange die alten Dinge nicht instand gehalten werden können, sollte nichts Neues finanziert werden, findet sie: „Wir Älteren wissen, wie der Park einmal ausgesehen hat.“ Ihr Mann Dr. Wolfgang Mahlke hatte bereits vor einem Jahr die Oberbürgermeisterin angeschrieben und angeregt, zumindest an Kreisverkehr-Rondells Reklame zuzulassen, damit sie ein „erfreulicher Anblick“ bleiben.
Mit beherzten Rückschnitten wieder Strukturen schaffen
Davon hält Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch überhaupt nichts. „Wir könnten in eine Schieflage geraten, wenn wir mit Firmen über Pflege-Sponsoring verhandelten, mit denen wir über Ausschreibungen in Geschäftsbeziehung stehen.“ Er schlägt stattdessen vor, zunächst mit beherzten Rückschnitten wieder Strukturen zu schaffen. Die Größenverhältnisse stimmten nicht mehr, die Anlagen seien zugewuchert. Das gelte nicht nur für den Stadt-, sondern etwa auch den Rechener Park. „Dort müssten etwa 100 Bäume gekappt werden.“
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Bezirksbürgermeister Dieter Heldt hingegen sieht im Sponsoring überhaupt nichts Verwerfliches. „Wenn ein Stückchen Park mit einem Reklameschild versehen wird, kann ich damit leben.“ Er will einen Beschluss herbeiführen um nach den Ferien auf Gärtnereien zugehen zu können, zumal er die Mehrheit der Bezirksvertretung hinter sich weiß.
Pflege in Absprache mit dem Grünflächenamt
„Natürlich müsste die Pflege in Absprache mit dem Grünflächenamt erfolgen; es gibt ein historisches Konzept.“ Heldt weiß, dass die Stadt die Instandsetzung des Parks nicht allein stemmen kann. „Pro Jahr steht nur ein kleiner fünfstelliger Betrag zur Verfügung. Damit kann man nicht viel machen.“
Für Heldt hätten der Rosengarten („Pergola ohne Bewuchs“) und der Daliengarten („kaum noch Blumen zu finden“) Priorität, wenn es darum geht, Gärtnereien zu Investitionen zu ermuntern. „Ich denke, anders kommen wir nicht weiter.“