Bochum. Eine Bochumerin ist sich sicher: Sie sollte mit K.o.-Tropfen willenlos gemacht werden. Das Schlimmste blieb der 40-Jährigen zwar erspart - doch schon der Gedanke macht ihr Angst. Die Polizei mahnt, auch im Verdachtsfall Anzeige zu erstatten.

Petra Weber (Name von der Redaktion geändert) blieb das Schlimmste erspart. Mit ihrer Freundin ist sich die 40-Jährige gleichwohl sicher: Sie sollten mit K.o.-Tropfen willenlos gemacht werden. „Allein das“, sagt sie, „macht mir Angst.“

In einem Bochumer Ausgehtreff hatte Petra Weber mit ihrer Freundin (41) einen fröhlichen Abend verbracht. Ausgelassen, geradezu euphorisch tanzten sie zu später Stunde zu ihren Lieblingssongs. „Alles wirkte plötzlich wie im Rausch, wie in Watte gepackt. Wir fühlten uns regelrecht hemmungslos“, schildert Petra Weber. „Allein vom Sekt konnte diese Art Ohnmacht nicht kommen. Wir trinken ja nicht das erste Mal Alkohol.“ Ihre Vermutung: „Jemand muss uns etwas in die Sektflasche oder Gläser getan haben, während wir auf der Tanzfläche waren.“

Die Freundinnen hatten wohl Glück. Gegen 1 Uhr erschien der Ehemann von Petra Weber. Entsetzt über den Zustand der beiden Frauen, orderte er sofort ein Taxi. „Daheim übergaben wir uns mehrfach. Die Nacht war furchtbar. Auch in den Tagen danach war uns speiübel. An die letzten Stunden in dem Lokal fehlt uns jede Erinnerung“, berichtet Petra Weber. Ihre Ärztin habe Tage später nach einer Untersuchung gemutmaßt, dass sie mit Extasy-Präparaten vergiftet worden sei. „Ich kann nur alle Mädels warnen: Passt auf!“, sagt die Bochumerin, die auf eine Anzeige verzichtete: „Das bringt doch nichts.“

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Von DerWesten

Anzeigenzahl sehr gering

Falsch, sagt Ulrike Leimanzik. „Wer meint, K.o.-Tropfen verabreicht bekommen zu haben, sollte innerhalb von 24 Stunden zum Arzt gehen und sich bei uns melden. Das gilt natürlich um so mehr, wenn der Verdacht auf Vergewaltigung besteht“, betont die Leiterin des Fachkommissariats für Sexualdelikte. Fachleute gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. „Die Zahl der Anzeigen ist sehr gering“, bestätigt Ulrike Leimanzik.

Kneipen- und Diskogänger können sich vor den farb-, geschmack- und geruchlosen Tropfen schützen, indem sie ihr Glas nicht unbeobachtet lassen, möglichst mit Freundinnen und Freunden ausgehen und keine Getränke von Fremden annehmen. Wem schwindelig wird, sollte keinesfalls mit fremden, „hilfsbereiten“ Personen mitgehen.

Petra Weber hat ihre Unbefangenheit verloren. Ihre Lebensfreude nicht. Dieser Tage hat sie wieder ihr Stammlokal besucht. „Der Laden kann ja nichts dafür.“ Ihr Getränk hat sie diesmal aber nicht aus den Augen gelassen.