Dortmund. Auf den ersten Blick sieht das sogenannte Ploppcap aus wie ein umgedrehtes Getränkeschirmchen, doch als Partydekoration ist die Erfindung von Siegfried Weile nicht gedacht. Die Papierscheibe soll Getränke vor sogenannten "K.o.-Tropfen" schützen.
Die etwa bierdeckelgroße Papierscheibe, die Siegfried Weile erfunden hat, ist als Deckel für Getränkegläser gedacht, damit einem in Discos oder auf Partys keiner sogenannte K.o.-Tropfen ins Glas kippen kann. «Wir haben vor Jahren die Fernsehberichterstattung zu dem Thema verfolgt und gehört, dass Mädchen und Frauen mit K.o.-Tropfen betäubt und dann vergewaltigt wurden. Und da wir selber Töchter haben, machten wir uns an die Entwicklung des Ploppcaps», sagt der 50-Jährige.
Als Patent angemeldet
Eigentlich ist Siegfried Weile Musiker und betreibt einen Musikverlag in Dortmund, doch mit seinem Geschäftspartner Ulrich Höhne-Schorn betätigt er sich auch immer wieder als Erfinder. «Es war klar, dass es nur ein Deckel sein konnte und das Produkt für verschiedene Gläser verwendet werden kann», berichtet Weile. Ende vergangenen Jahres war dann der Prototyp fertig und das Ploppcap konnte zur Patentierung vorgelegt werden.
Um Weiles Tüftelei nutzen zu können, muss man ein bisschen basteln. Aus einer kleinen Papierscheibe muss ein Keil herausgetrennt werden, der dann mittels eines Kleberandes zu einem Hütchen geformt wird. Anschließend kann das Ploppcap mit der Spitze nach unten auf allen möglichen Gläsern befestigt werden. Mit einem weiteren Kleberand am Rand der Papierscheibe bleibt das Produkt fest am Glas heften. Für Flaschen wurde zudem ein sogenanntes «Baby-Ploppcap» entwickelt.
Nach Benutzung jedes Mal neu basteln
Weise argumentiert, dass abstellte Getränke damit vor dem Einträufeln von K.o.-Tropfen geschützt werden, bis der Nutzer wieder daraus trinken will. Nachteil: Wenn man den Deckel dann abnimmt und wieder am Getränk nippt, um es wieder abzustellen, muss ein neues Ploppcap gebastelt werden.
Bei der Vermarktung verfolgen die Dortmunder Erfinder ein besonderes Konzept. «Wir setzen auf den Werbeeffekt, den Unternehmen mit diesem Produkt haben», sagt Weile. So können Firmen eine größere Anzahl von Ploppcaps ordern und mit ihrem Firmenlogo oder sonstiger Werbung bedrucken lassen. «Die Ploppcaps werden dann als kostenlose Zugabe Kunden mitgegeben», berichtet der 50-Jährige.
Anfragen aus Deutschland und dem Ausland
Einige Anfragen aus Deutschland und auch dem Ausland hatten Weile und sein Partner nach eigenen Angaben schon. Einem Modegeschäft in einem Bremer Vorort haben sie bereits rund 6.000 Tütchen mit jeweils drei Ploppcaps verkauft. Und mit einem Kölner Optiker wurde ein Kunde gewonnen, der ihm demnächst einen weiteren Großauftrag abnehmen will.
Auch die Polizei weiß inzwischen von den Ploppcaps und hält sie für eine gute Idee: «Das ist eine sinnvolle Sache, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Allerdings gibt es noch Probleme bei der Akzeptanz. So wird das Produkt von den Eltern geliebt, bei den Jugendlichen kommt es aber nicht so gut an, weil es uncool ist», weiß die Sprecherin der Bremer Polizei, Franka Haedke.
Vielleicht Kooperation mit der Polizei
«Das ist eine tolle Idee», sagt auch die Sprecherin der Kölner Polizei, Astrid Gels. Sie habe das Produkt an das Kommissariat Vorbeugung weitergeleitet, um es prüfen zu lassen. Zudem sei geplant, mit dem Düsseldorfer Innenministerium zu sprechen, inwieweit die Ploppcaps auch von Polizeistellen in NRW vertrieben werden dürfen. Dabei müsse allerdings darauf geachtet werden, dass sich die Polizei nicht des Verdachts der Werbung aussetzt.
Nach Angaben von Ralf Wischnewski, Mitarbeiter der Fachstelle Suchtprävention bei der Drogenhilfe Köln, ist das Ploppcap das erste Produkt seiner Art auf dem Markt. Er kenne die Erfindung noch aus der Frühphase der Entwicklung. Allerdings wisse man noch nicht, ob die Papierscheibe auch vom jungen Publikum angenommen werde.
Immer wieder K.o.-Tropfen im Umlauf
Nach Angaben des Landeskriminalamtes NRW gibt es bislang keine Zahlen, wie viele Mädchen oder Frauen Opfer durch die Verabreichung von GHB/Liquid Ecstasy - den sogenannten K.o.-Tropfen - und einem anschließenden Missbrauch werden. «Diese Delikte sind in der Regel nur schwer nachzuweisen und werden auch nicht gesondert erfasst», sagt LKA-Sprecherin Michaela Heyer in Düsseldorf. Nach derzeitigem Stand komme es immer wieder zu solchen Fällen, derzeit sei jedoch keine verstärkte Tendenz bei den Delikten festzustellen. (ddp)