Den Bochumer Wochenmärkten fehlen Kunden und Händler gleichermaßen. Die Anziehungskraft dieser Frischestände sinkt. Seit Jahren bemüht sich die Stadt als Veranstalter, das Überleben der 15 Märkte im Stadtgebiet zu sichern.
„Der Subventionsbedarf ist höher, gestiegen sind auch die Gebühren“, so Jochen Wendt vom Ordnungsamt. Die Politik hatte die Verwaltung beauftragt, die Situation zu analysieren und nach Auswegen zu suchen. Gegenwärtig ist die Zukunft für die Händler nicht rosig. „Das Verbraucherverhalten hat sich geändert. Die Leute bevorzugen die Discounter, zumal sie dort Parkplätze vor der Tür finden. Zudem haben Berufstätige vormittags, wenn die Wochenmärkte stattfinden, kaum Zeit einzukaufen“, erklärte Wendt im Fachausschuss. Auf der anderen Seite fehlt der Nachwuchs: Auch Markthändler hätten – wie Handwerksbetriebe – Nachwuchsprobleme, denn die Arbeitsbedingungen sind hart. Auch städtebaulich seien Märkte teils an den Rand gedrängt worden, gewachsene Wohn- und Kundenstrukturen brachen weg. Und das Konkurrenzverhalten vieler Händler untergrabe das nötige Gemeinschaftsgefühl.
Neustrukturierung ist sinnvoll
Weil aber Wochenmärkte auch einen sozialen Wert haben – vor allem für ältere Bürger gelten sie als unverzichtbare Konstante – sollen Strategien entwickelt werden, um das Angebot zu erhalten.
Erster Schritt ist eine Neustrukturierung. Die Stände rücken zusammen, um eine optische Verdichtung zu erreichen, wie etwa auf dem Alten Markt in Wattenscheid sowie in Linden, Werne, Riemke, Günnigfeld und Hamme. Achsen schaffen, in deren Zentrum die „Magnete“ angeboten werden. In den Ortsteilen können durchs Lückenschließen gewonnene Freiflächen fürs Parken genutzt werden. So geschehen bereits in Linden, de facto möglich auch in Riemke, Werne, Hamme.
Pilotprojekt auf dem Springerplatz
Einen ganz neuen Weg will die Stadt überdies auf dem Springerplatz ausprobieren. Sobald die Fläche umgestaltet ist im Rahmen des Stadtumbaus West (voraussichtlich 2012), soll der dortige Wochenmarkt als Pilotprojekt nachmittags/abends (ca. 16 bis 20 Uhr) stattfinden. „Dies trägt auch dem veränderten Kundenverhalten Rechnung. Zudem hoffen wir, die dortige Bevölkerung mit ihren vielen Nationalitäten einbinden zu können, sowohl als Kunden als auch als potenzielle Händler“, so Dezernentin Diane Jägers. Sollte dieses neue Angebot gut einschlagen, könnte es Modell werden für andere Standorte.
Weitere Einsparmöglichkeiten: In einigen Ortsteilen finden Märkte statt zweimal nur noch einmal wöchentlich statt; kleine Märkte werden nicht von der Stadt, sondern etwa von Werbegemeinschaften getragen. Statt vom USB die Flächen reinigen zu lassen, könnte nach einem Konzept gesucht werden, wonach sich die Verursacher an der Müllentsorgung beteiligen. Und schließlich sollen Kosten gesenkt werden durch die Abschaffung von Toilettenwagen – Einsparungen von bis zu 70.000 Euro – auf der Pfarrer-Halbe-Straße in Weitmar und am Friemannplatz in Altenbochum. Der Runde Tisch mit Händlern und Stadt will weitere Vorschläge sammeln.
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