Bochum. .

Überwiegend mit Unverständnis haben Bochumer Politiker auf die Kritik eines Bochumer Strafrichters an der Politik reagiert.

Wie berichtet, hatte Peter Löffler, Vorsitzender der 8. Strafkammer am Landgericht, in einem Urteil gegen einen rumänischen Straßenräuber (38), der regelmäßig Senioren ausgeraubt hatte, vor „diesen Banden aus Osteuropa“ gewarnt. Die Politik müsse die hiesige Bevölkerung mehr schützen, denn der Täter sei in erster Linie nur wegen Straftaten eingereist. Außerdem habe sich die Politik nicht einmal erkundigt, wie es den Opfern heute gehe.

„Unterton an Populismus“

Thomas Eiskirch (SPD) zeigte sich befremdet. „Die individuelle Betreuung von Opfern kann nicht Aufgabe der Politik sein.“ Aus Datenschutzgründen erfahre er auch gar nicht die Identität der Opfer. Aufgabe der Politik sei es vielmehr, „die zu stärken, die sich um Opfer kümmern“ und Sorge zu tragen, das „ausreichend Möglichkeiten“ vorhanden seien, Opfer zu beraten und dies zu organisieren“.

Wolfgang Cordes (Grüne) war nach der Richter-Kritik „äußerst verwundert“. Es handele sich, bei aller Betroffenheit, nicht um so spektakuläre Opfer wie bei Katastrophen, so dass Politiker dorthin fahren würden. Außerdem warnte er davor, die Grenzen zu Rumänien (EU-Land) wieder hochzuziehen. Das würde einen „Eisernen Vorgang“ zur Folge haben und einen „riesigen Schaden“ anrichten. Der Richter habe einen „Unterton an Populismus, der hier in Deutschland zum Glück nicht so verbreitet ist wie in Dänemark oder Österreich“.

„Da will ich ihm nicht widersprechen“

Vor einer Grenzabschottung warnt auch Heinrich August Mikus von der Senioren-Union. Man müsse dort besser kontrollieren - „aber die Grenzen dicht machen?“ Verständnis zeigt er aber für Löfflers Appell an die Politik, sich mehr um die älteren Opfer von Straftaten zu kümmern. „Da will ich ihm nicht widersprechen.“ In der Senioren-Union werde man jetzt diskutieren, was man tun könne. Man wolle jetzt auch den Leiter der Opferschutz-Organisation, Engelbert Ihrler, einladen, „damit wir uns um die Opfer auch aufmerksamer kümmern“.

Hocherfreut zeigt sich Mikus über die Ankündigung der Polizeipräsidentin Diana Ewert, „ein Konzept zur Seniorensicherheit“ zu erarbeiten. Daran wolle die Senioren-Union mitarbeiten.

Die Bochumer Polizei hat eine „Inspektion zur Kriminalvorbeugung/Opferschutz“ (KI 4). Wie Kriminalhauptkommissar Thomas Stein gestern der WAZ sagte, seien nur vier bis fünf Prozent der Menschen, die im Bochumer Polizeibezirk Opfer von Straftaten würden, über 60 Jahre alt. Die Angst vor Straftaten aber, räumt Stein ein, „ist kaum messbar. Sie ist bei jungen Mädchen und bei älteren Damen am größten“. Seine Kriminalinspektion bietet Vorträge und Beratungen für bestimmtes vorbeugendes Verhalten für Senioren an. Rufnummer: 0234/909 4055.