Bochum. .
Die neue Flammenshow „Sea of Flames“ konnte die Betrachter nicht erwärmen. Das neue Konzept von „Kemnade in Flammen“ indes hat seine Feuertaufe bestanden: 60.000 Besucher, so die Schätzungen des Veranstalters Onur Oeztorun, strömten zum Pfingst-Festival an den Kemnader See.
Spötter sprachen von „der einzigen Kirmes, die in Bochum funktioniert“: Dem Seefest in Oveney eilte in den vergangenen Jahren ein zweifelhafter Ruf zwischen Rummelplatz und Ballermann voraus. „Mickie Krause mit seinen ,10 nackten Friseusen’ war für mich der traurige Tiefpunkt dieser Entwicklung“, erinnert sich Wilfried Perner, Geschäftsführer des Freizeitzentrums Kemnade, mit Grausen.
Weg vom Jahr- und Flohmarktcharakter, hin zu hochwertigen Feier-Tagen für die ganze Familie: Unter der Regie von Perner soll „Kemnade in Flammen“ diese Vorgabe Jahr für Jahr mehr umsetzen. Als erfahrener Partner sitzt Onur Oeztorun (39) mit seiner Agentur „4 Works“ mit im Boot. Der aus Bayern stammende Gastronom überzeugte die Freizeitgesellschaft mit seiner Party-Philosophie. Sie setzt neben den Klassikern Bratwurst und Bier auf internationale Leckereien bis hin zur Champagner-Bar und Zigarren-Lounge. Bei der Musik bleiben Schlager außen vor; stattdessen gibt’s gut gemachte Coverhits und angesagte Techno- und House-Bands. Hinzu gesellen sich Bochumer Bühnen-Urgesteine wie der ewige Jo Hartmann und Michael Wurst mit seinen Tweens.
Konzept geht auf
Das Konzept geht auf. Zwar vermissten einige Stammgäste die früher gut bestückte Flohmarkt-Meile. Doch die insgesamt 60 Händler ließen zwischen Samstag und Montag zumindest bei der Imbiss- und Getränkeauswahl kaum einen Wunsch offen. Auffällig: die vielen jugendlichen Besucher, die sich bei der Live-Mucke vor der Bühne vergnügten.
Jung und Alt säumten am Samstagabend das Ufer. „Sea of Flames“ nennt Onur Oeztorun seine Performance, für die eigens eine Ponton-Bühne verankert wurde. Doch die Premiere war ein Schlag ins Wasser. Während der Auftritte von „Se7en Cent“ und „Guru da Beat“ fiel zweimal der Strom aus (was schmerzhaft vor Augen führte, dass Vollplayback „gespielt“ wurde). Die Flammen- und Funkensprüher im Hintergrund waren wenig effektvoll. Das Höhenfeuerwerk setzte erst zum Schluss ein – und währte zum Erstaunen der Besucher nur Sekunden.
Kemnade in Flammen
Wenig später Angst, Tränen und Wut: Chaotische Szenen spielten sich am Samstagabend am Rande von „Kemnade in Flammen“ ab.
Chaos in der Bimmelbahn
Zahlreiche Festbesucher hatten ihre Autos in Heveney geparkt und waren mit der Bimmelbahn nach Oveney gefahren. Nach dem Feuerwerk gegen 23 Uhr wollten Hunderte an der Haltestelle die Rückfahrt antreten. Just zu dieser Minute setzte heftiger Gewitterregen ein. Das eintreffende Bähnchen wurde gestürmt. Familien wurden getrennt, Frauen und Kinder weggestoßen und -getreten; einige erlitten Prellungen und Abschürfungen. Wer es in einen der überfüllten Waggons geschafft hatte, musste wenig später um seine Gesundheit fürchten: Jugendliche, die zu Fuß in Richtung Heveney unterwegs waren, sprangen während der Fahrt auf und klammerten sich ans Gestänge. Einige kletterten auch auf das Dach. Die Bahn geriet bedrohlich ins Schwanken und schaffte es nur im Schritttempo zum Ziel.
Zahlreiche geschockte Fahrgäste (die 2,50 Euro bezahlt hatten) reagierten nach der Chaos-Fahrt aufgebracht. Vermisst wurde insbesondere ein Ordnungsdienst an der Haltestelle. Die Freizeitzentrum Kemnade GmbH kündigte eine Untersuchung an.
Bereits vom 8. bis 10. Juli wird weiter gefeiert: dann beim See- und Hafenfest in Heveney. Heiß geht’s am Samstag, 9. Juli, im Freizeitbad zu. Von 22 bis 3 Uhr wird zur nächsten Sauna-Nacht eingeladen. Thema: Hawaii. Der Vorverkauf läuft (25 Euro).