Bochum. . Seit 15 Jahren kümmert sich die Bochumer Suppenküche um Bedürftige. 60 Ehrenamtliche bewältigen die Arbeit.

Wie jeden Dienstag steht der Ehrenamtliche Rüdiger Wortelmann hinter der Theke der Suppenküche und gibt routiniert Essen aus. Fleisch, Gemüse, Dessert. Kelle für Kelle, Teller für Teller. Eine junge Frau ist an der Reihe. Sie ist kaum älter als 30. „Darf ich mir noch einen Nachtisch nehmen“, fragt sie Wortelmann. „Ja, natürlich“, entgegnet dieser. In ihrem Gesicht zeichnet sich eine tiefe Dankbarkeit ab, als ihre Hand nach dem Apfelauflauf greift. Doch die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihre Portion entgegen nimmt, zeigt auch, dass sie nicht das erste Mal hier ist. Und wohl auch nicht das letzte.

Seit nunmehr 15 Jahren kümmert sich die Bochumer Suppenküche um die Versorgung der Bedürftigen. Sie finanziert ihre Arbeit ausschließlich durch Spenden, aber auch durch Lebensmittel, die sie beispielsweise von der Wattenscheider Tafel erhält. 50 Cent kostet eine Mahlzeit, wer sie nicht bezahlen kann, ist trotzdem willkommen. Letztes Jahr konnten so 34 000 Essen an vier Tagen in der Woche, im Winter auch am Mittwoch und Sonntag, verteilt werden. 160 sind es pro Tag im Schnitt, an einigen Tagen jedoch bis zu 210.

Helfende Hände auch von Gästen

Ältere, einsame Menschen, die einfach nur etwas Geselligkeit brauchen, aber auch der Endzwanziger, dessen Abhängigkeit nach Rauschmitteln bereits in jungen Jahren ihre Spuren hinterlassen hat, besuchen die Suppenküche. Da gibt es betagte Damen, die, obwohl sie als Gäste da sind, wie kräftige Kolibris durch die Räume schwirren und überall mit anpacken. In die Einrichtung kommen aber auch jene, die vom Suppenküchen-Chef Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Schulz am Eingang der Einrichtung freundlich, aber bestimmt ermahnt werden, drinnen keinen Alkohol zu trinken und dieser Aufforderung bereitwillig und verständnisvoll nachkommen. „Die wissen schon Bescheid, wenn sie kommen“, berichtet Schulz. „Sie verstecken schon von weitem ihre Flaschen.“

Wenn der Hochschullehrer von diesen Gästen erzählt, dann tut er dies nicht urteilend, sondern redet von ihrem Problem, als gehöre es zu ihnen. Als fände er es schade, dass es so ist, aber als ob das sie nicht als Menschen ausmache und man sie nicht danach werten dürfe. „Jeder kann kommen, wer will. Wir kontrollieren nicht die Bedürftigkeit“, sagt Schulz.

Sprechstunden bei den Medizinern unter den Freiwilligen

Er übernahm die Leitung der Suppenküche 2007. Sie wurde von Dr. Hubertus Lehnert 1996 ins Leben gerufen wurde, als dieser sich beruflich zur Ruhe gesetzt hat. 60 Helfer sind es momentan, die völlig unentgeltlich die Lebensmittel beschaffen, Brote schmieren und Essen austeilen.

Auch Ärzte gehören zum Stab der Freiwilligen. Sie sind Mitglieder des Vereines der Aufsuchenden Medizinischen Hilfe für Wohnungslose Bochum und sichern die gesundheitliche Versorgung. „Einige von ihnen sind nicht versichert, andere können die Praxisgebühr nicht zahlen“, erklärt der Mediziner. Er möchte anonym bleiben, aus Bescheidenheit. Er hat seine eigene Praxis vergangenes Jahr verkauft. Statt sich auf dem Lohn seines Berufslebens auszuruhen, nutzt er einmal wöchentlich seine Berufung, um sich den Beschwerden der Suppenküchen-Gäste anzunehmen. Zehn Menschen pro Sprechstunde nutzen dieses Angebot.

Gäste sind dankbar

Rüdiger Wortelmann portioniert derweil eine Etage tiefer immer noch die Mittagessen. „Die Arbeit hier gibt viel zurück“, beschreibt er seine Motivation in einer ruhigeren Minute. „Die Gäste sind einfach dankbar und glücklich.“ Es geht also viel mehr über die Theke als nur das Essen. Auf beide Seiten.

Wer sich ausführlicher über die Arbeit der Bochumer Suppenküche informieren will, wird im Internet fündig. Die informative Homepage der Einrichtung ist unter der Adresse www.bochumer-suppenkueche.de zu erreichen.