Bochum. . Die Rechtsanwälte der Anwaltskanzlei „Advoprax“ nehmen ihre Kinder mit zur Arbeit und zeigen, wie der Spagat zwischen Job und Familie funktioniert.
Während ihre Eltern Akten wälzen und Klienten betreuen, toben sie im Spielzimmer. Die Rechtsanwälte der Anwaltskanzlei „Advoprax" nehmen ihre Kinder mit zur Arbeit und zeigen, wie der Spagat zwischen Job und Familie funktioniert.
Licht durchflutet die Räume, die Türen weiß, der Boden hell, an den Wänden hängen bunte Kinderbilder. Aus dem Garten hallt lautes Kinderlachen. Melina (11), Friederike (7) und Lukas (3) springen vergnügt auf dem Trampolin. Ihre Eltern haben sie heute mal wieder mit zur Arbeit genommen – so wie jeden Tag seit ihrer Geburt. Die Kinder sind hier groß geworden – in der Anwaltskanzlei an der Agnesstraße. Und ihre Eltern beweisen, dass Job und Familie sehr wohl unter einen Hut zu bringen sind, wenn nur alle an einem Strang ziehen. „Es ist halt eine Frage der Organisation“, sagt Unternehmensberater Dr. Volker Steude.
Im Jahr 1998 gründete seine Frau Petra Steude die Anwaltskanzlei Advoprax AG und von Anbeginn war klar: Die Kinder kommen mit! Ein Privileg, von dem seither alle Mitarbeiter profitieren. Nicht umsonst wurde das Unternehmen beim „Start-Award“ NRW 2008 der Sonderpreis „Familienfreundliches Jungunternehmen" verliehen.
Kinder oder Karriere?
„Hätte ich hier nicht gearbeitet, wäre ich wohl kaum acht Wochen nach der Geburt meines Sohnes Lukas wieder in die Berufswelt eingestiegen“, weiß Rechtsanwältin Sandra Hesse. Die heute 39-Jährige arbeitete zuvor in Köln, überlegte vor der Geburt ihres Sohnes lange Zeit: Wie geht es weiter? Kind oder Karriere? Eine Frage, die sich dank Familie Steude rasch von selbst beantwortete.
Heute bekommt ihr Sohn Lukas regelmäßig zum Abschied ein dickes Küsschen von der siebenjährigen Friederike: „Die Kinder gehen miteinander um wie echte Geschwister“, so Juristin Hesse. Auch Rechtsanwalt Martin Rohmann freut sich schon jetzt darauf, seinen 13 Wochen alten Sohn Jan-Ferdinand schon bald mit in die Kanzlei mitbringen zu können.
Kinderfreie Zonen
Trotz des bunten Treibens geht es im Unternehmen keineswegs zu, wie in der „Villa Kunterbunt“. Ein Besprechungsraum gehört zur kinderfreien Zone. Und alle haben gelernt, auch bei extremen Lautstärken abzuschalten. Immerhin arbeiten fünf Festangestellte nebst 13 studentischen Hilfskräften und Referendaren bis zu 40 Stunden pro Woche und mehr: Wenn einmal etwas Arbeit übrig bleibt, hat hier jeder der Festangestellten die Möglichkeit, ein Mal pro Woche von daheim aus zu arbeiten.
Ob die Klienten die lockere Atmosphäre schockt? „Keineswegs. Die meisten lockert es sogar auf, wenn sie die Kleinen zwischen Spielzimmer und Garten toben sehen“, so Steude. „Gerade bei Scheidungsfällen.“ Die meisten Mandantinnen sagen ohnehin nur neidisch: „Das hätte ich auch gerne.“ Ein Konzept, das sich auszahlt, denn Familie Steude weiß: „Identifikation und Zufriedenheit mit dem Unternehmen lohnen sich auch aus ökonomischer Sicht.
Positive Bilanz
Aus finanzieller und privater Hinsicht kann auch Sandra Hesse nur eine positive Bilanz ziehen. „Wenn ich Lukas aus dem Kindergarten abhole und ich mich mal vor der Tür verquatsche, ruft mein Sohn sofort: „Mama! Arbeiten!“. Mit einem zufriedenen Lächeln zieht Sandra Hesse dann zurück in die Kanzlei.