Für Fans des VfL-Bochum ist Radio-Moderator Pohl der "ewige Günther"
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Bochum. Günther Pohl, Moderator-Urgestein bei Radio Bochum, hat keines der letzten 785 Pflichtspiele des VFL verpasst. Der 57-jährige brüllte sich beim Last-Minute-Sieg der Bochumer am vergangenen Wochenende in Osnabrück einmal mehr in die Herzen der Fans.
„Als ich das hinterher gehört habe, war ich selbst erschrocken. Doch auch wenn einige Kollegen die Nase rümpfen: Den allermeisten Leuten hat’s gefallen. Und nur das zählt“, sagt Günther Pohl, die wohl markanteste, ganz sicher dienstälteste Stimme von Radio Bochum. Seit 1990 kommentiert er die Begegnungen des VfL. Am Sonntag, wenn’s gegen Duisburg um die Relegation geht, ist es sein 786. Spiel in Folge. Ein Radio-Rekord für die Ewigkeit.
Pohl ist "Bochumer Junge"
Dass er Sportreporter werden will, hat der Heinrich-von-Kleist-Gymnasiast „schon mit 15 Jahren gewusst“. Beruflich wandelt er aber zunächst auf, nun ja, seriöseren Pfaden. Acht Jahren als Marine-Soldat bei der Bundeswehr folgen ein Ausbildung zum Bürokaufmann und eine Tätigkeit als Büroleiter bei Karstadt. Doch Profession und Passion finden keinen Einklang. Pohl lässt sein Reporterherz sprechen, kündigt den sicheren Bürojob und macht sich in den 80er Jahren als freier Journalist selbstständig. Für ein Anzeigenblatt in Herne, später u.a. auch für eine Boulevardzeitung schreibt der Gerther über Handball, Eishockey und immer wieder über Fußball, immer wieder über seinen VfL, dessen Fan er seit frühester Jugend ist (1973 zählte er zu den Mitbegründern des Fanklubs „Bochumer Jungen“).
Die Radio-Karriere verdankt er einer Niederlage. Ende der 80er verabschiedet sich der VfL mit einem 0:1 in Pforzheim aus dem DFB-Pokal. Pohl, der dem Trauerspiel eigentlich nur als Schreiber beiwohnt, darf die Sensation („Sonst hätte es keinen Menschen interessiert“) im RTL-Hörfunk verkünden. Die einprägsame Stimme kommt an; weitere Radio-Einsätze werden gebucht. „Zeitweise habe ich von einem Spiel für 25 verschiedene Sender berichtet.“
785 Pflichtspiele in Folge
Wieder ist es eine Pokalschlappe, die dem Reporterdasein eine entscheidende Wendung gibt. Im August 1990 ist Günther Pohl erstmals für die „Ruhrwelle“ im Einsatz, die kurz zuvor auf Sendung ging. Pohl überträgt die 2:3-Niederlage bei Waldhof Mannheim in die Heimat. Eine Schalte mit Langzeitwirkung: In den nächsten 21 Jahren wird Pohl keines der bis heute 785 Pflichtspiele des VfL (Bundesliga, Pokal, UEFA-Cup, Liga-Pokal) verpassen. Stets dabei: sein Freund Hans Kucharski, der als Fahrer dabei ist. Auch bei den Freundschaftsspielen belegt Günther zuverlässig die Pohl-Position. Er erinnert sich nur an zwei Ausnahmen: „Einmal habe ich Anthar Yahia zum Spiel der algerischen Nationalelf in Ägypten begleitet, einmal war ich in Urlaub.“
Reisen sind neben Fußball das größte Hobby des 57-Jährigen: nächsten Donnerstag geht’s nach „Malle“. Weitere Leidenschaften: das Feiern (im Tauffenbach hat er einen Stammplatz mit Messingtafel) sowie Kriminalfilme und -romane. „Die spannendsten Krimis“, schmunzelt Pohl, „hat mir aber der VfL beschert.“
Dieser Mann lebt und liebt den VfL, will bei aller Inbrunst aber die journalistisch gebotene Distanz wahren. „Eine schlechte Leistung bleibt bei mir eine schlechte Leistung.“ Kritik am Verein, den Fans und Mitgliedern sei erlaubt. „Der schlimmste VfL-Moment war für mich, als Werner Altegoer so schäbig vom Hof gejagt wurde.“ Und doch: Ausraster sollen, dürfen passieren. Der Anhang hätte nichts dagegen, wenn der Reporter am Sonntag in der 91. Minute noch einmal einen blau-weißen Fußballgott beschwören würde.
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