Bochum.
So viele Bochumer, heißt es aus der Ticketabteilung des VfL, waren „noch nie“ im rewirpower-Stadion; zumindest, seit es den Namen der Stadtwerke-Marke trägt, muss man wohl hinzufügen. Denn aus Duisburg werden nur rund 2000 Anhänger erwartet, mehr als 26000 VfL-Fans werden ihnen gegenüberstehen: Das Stadion ist, erstmals seit dem Abstiegs-0:3 gegen Hannover vor einem Jahr, ausverkauft, sieht man von ein paar Karten für den Gästeblock ab, die an Bochumer Anhänger nicht verkauft werden dürfen.
Die Kulisse stimmt - die Mannschaft ist am Zug. Dass sie will, daran muss man, trotz aller spielerischen Schwächen, nicht zweifeln. Auch im Training ist eine gewisse, gesunde Anspannung spürbar. Und der Ehrgeiz, dabei zu sein, äußert sich so: „Kein Problem“, sagt Ümit Korkmaz, „alles gut“, sagt Christoph Dabrowski. Beide fehlten zuletzt verletzt, Dabrowski trainierte gestern erstmals wieder mit der Mannschaft.
Genau wie Mimoun Azaouagh. Und selbst der 29-Jährige rang sich ein, wenn auch gequältes, Lächeln des Zweck-Optimismus’ ab: „Ich gebe die Hoffnung nicht auf, ich will Sonntag unbedingt spielen“, sagte Azaouagh, als er dick bandagiert am Sprunggelenk vom Trainingsplatz humpelte.
Azaouagh ist und bleibt größter Hoffnungsträger im kreativen Bereich und zugleich größtes Sorgenkind: Der Mittelfeldspieler rutschte im Training aus, knickte um, verletzte sich erneut am Sprunggelenk. Und wer ihn durch die Baustelle zur Kabine „gehen“ sah, konnte sich kaum vorstellen, dass er gegen den MSV auch nur eine Minute (schnell) laufen kann. Falls doch, falls die Schwellung rasant verschwinden sollte: Woher soll er die Kraft, die Dynamik nehmen? Azaouagh hatte ja seine Verletzung am linken Sprunggelenk (Bänderriss) kaum auskuriert, als er gegen Union Berlin nur 18 Tage später wieder am Ball war - und nur drei Tage danach mit Schwellung und Schmerzen am anderen, am rechten Sprunggelenk erneut mit dem regulären Training aussetzen musste. Bis gestern - und bis er wieder umknickte.
Trainer Friedhelm Funkel gibt die Hoffnung zwar noch nicht auf, sagt aber: „Für Aza wird es natürlich sehr eng.“
Optimistischer ist er bei Dabrowski. Der Kapitän hat seine Oberschenkel-Verletzung, die er sich vor einer Woche zugezogen hatte, auskuriert. Passiert nichts mehr, wird ihn Funkel im Mittelfeld einsetzen, vermutlich zusammen mit Johansson und Toski.
Auch Korkmaz, der wegen muskulärer Probleme immer wieder mal pausieren musste und zuletzt gegen Union und in Osnabrück fehlte, sieht der Trainer als Option, trotz konditionellen Rückstands: „Geht es so weiter, ist er auf jeden Fall im Kader, auch wenn es für 90 Minuten nicht reicht.“ Im Training, bei Angriffen über die Außenbahnen, übernahm Korkmaz gestern den linken Part, rechts spielte Freier - eine plausible Variante. Der von Eintracht Frankfurt ausgeliehene 25-Jährige, für den der VfL nur im Falle des Aufstiegs eine Option hat, gibt sich sehr selbstbewusst: „Ich habe doch nur fünf, sechs Tage nicht trainiert, ich kann auch von Beginn an spielen“, sagt Korkmaz. „Fußball spielen ist wie Fahrrad fahren, das verlernt man nicht so schnell.“