Bochum. . Weil die städtischen Altenheime alljährlich neue Defizite einfahren, soll jetzt eine GmbH-Lösung her, um bis 2022 finanziell die Schwarze Null zu erreichen. Darüber grübeln im Mai der Hauptauschuss und der Rat.

Die städtischen Alten- und Pflegeheime in Bochum mit ihren 628 Pflegeplätzen gehen finanziell am Stock. Sie sind überschuldet, haben 17 Millionen Euro Miese am Bein. Jedes Jahr kommen Verluste in Millionenhöhe hinzu, allein über zwei Millionen Euro durch die viel zu schwache Belegung der Heime Glockengarten und Grabelohstraße. Um das grundsätzlich zu ändern, ist geplant, die Betriebe in eine GmbH zu überführen.

Ab 2022, das geht aus einem Gutachten der Firma Curacon hervor, könnte man auf diese Weise endlich eine schwarze Null in der Bilanz schreiben. Doch der Preis dafür ist keine Überraschung: Mit Hilfe des GmbH-Konstrukts kann die Sanierung vor allem durch Personalabbau erzielt werden.

Gut in Schuss

Aber nicht nur, denn bei den Altenheimen hapert es auch anderswo. „Verkaufen, verkaufen, verkaufen“, predigt FDP-Fraktionschef Jens Lücking seit langem.

Beispiel Glockengarten: Der einstige Vorzeigebetrieb ist zum Teil in die Jahre gekommen. Das alte Pflegeheim, jetzt schon außer Betrieb, soll abgerissen werden. Der Mitteltrakt ist dagegen gut in Schuss: 2002 saniert, bietet er 59 Einzel- und 16 Doppelzimmer. Das Angebot sei zeitgemäß, lobte der Gutachter.

Komplette Umgestaltung

Das benachbarte Altenkrankenheim Haus am Dornbusch, wo zur Zeit 159 Bewohner auf vier Etagen gepflegt werden, bekam dagegen die rote Karte: Das Haus eigne sich nach heutigen Maßstäben nicht für eine moderne Pflegeeinrichtung, genüge auch nicht den gesetzlichen Vorgaben. Empfohlen wird eine komplette Umgestaltung in 45 bis 60 Betreute Wohnungen, weil die Bausubstanz noch gut sei. Und um ein umfassendes Pflegeangebot zu haben, könne man in einer Etage so genannte Dementen-Wohngemeinschaften einrichten.

Doch Gebäude und Grundstücke am Glockengarten müssten an einen Investor verkauft werden, damit die Rechnung aufginge. Die neuen Gebäude könne die Stadt vom Investor anmieten.

Bettelgang zum Investor geplant

Ein Modell, mit dem die Stadt Bochum allerdings nicht nur gute Erfahrungen hat. So wurde das von einem Dortmunder Investor vor zwanzig Jahren erbaute Altenheim an der Grabelohstraße von der Stadt gemietet. Doch jährlich sind dafür 1,3 Millionen Euro zu zahlen, von denen nur 926 000 Euro als refinanzierbar anerkannt sind. Den Rest muss die Stadt Bochum, selbst mit tiefroten Zahlen im Nothaushalt geschlagen, dazublättern. Deshalb ist jetzt ein Bettelgang zum Investor geplant: Er möge die Miete senken, dafür würde man den Vertrag verlängern.

80 Prozent Einzelzimmer muss ein Alten-und Pflegeheim ab dem Jahr 2018 haben. Auch das lastet auf dem Haus an der Grabelohstraße. Mit 42 Einzelzimmern kommt die Anlage nur auf magere 33 Prozent Einzelzimmeranteil. Doch wenn man die meisten Doppelzimmer deshalb umwandelt, sinkt das Angebot von 210 auf 151 Pflegeplätze.

Betten stehen leer

Bauliche Mängel, zu viele Doppelzimmer - im Haus am Dornbusch biss sich die Katze gleich mehrfach in den Schwanz: Die Nachfrage ging zurück, Betten stehen leer.

Am 1. Mai wird der Hauptausschuss und am 19. Mai der Rat darüber beraten, ob man den GmbH-Weg gehen soll. Uwe Vorberg von den Linken lehnt ihn zwar ab, fordert aber andernfalls, dass dies nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen dürfe.