Bochum. .

Einen Blick in die Zukunft der Altenpflege wagt im WAZ-Gespräch Erich Bietz, Mitglied im Bochumer „Forum Altenhilfe“ und Leiter zweier AWo-Altenheime. WAZ-Redakteur Michael Weeke stellte die Fragen.

Frage: Wo sehen Sie die drängendsten Probleme der Zukunft?

Erich Bietz:Die drei größten Herausforderungen der Zukunft in der Altenpflege sind, der zunehmende Anteil von an Demenz erkrankten Bewohnern, die höhere Zahl von Bewohnern überhaupt und die Schwierigkeit, gutes Pflegepersonal zu bekommen.

Von welcher Zeit reden wir?

Bietz: Unsere Überlegungen gehen bis ins Jahr 2030. Hinzu kommt, dass wir damit rechnen müssen, dass bundesweit bis zu 2,2 Millionen Menschen mit Zuwanderungshintergründen dann in die Pflege kommen.

Tun wir heute genug, gerade hier vor Ort, um den Anforderungen zu begegnen?

Bietz: Wir werden in Zukunft weniger junge Menschen haben. Und wir müssen die Wenigen begeistern für Berufe in der Altenpflege. Wir haben hier in Bochum eine Interessengemeinschaft gegründet mit Vertretern der Altenheime, Krankenhäuser, Ambulanten Pflege und der Agentur für Arbeit.

Wie soll das gegen, wo doch gerade die Gehälter in der Pflege gekappt wurden.

Bietz: Sie haben recht, das wird nicht ganz einfach. Der finanzielle Druck lastet schwer auf den Trägern. Es ist eine politische Aufgabe, dies nachhaltig zu ändern. Die Finanzierung des ganzen Systems ist ohnehin ein Problem. Das System steht kurz vor dem Kollaps.

Gibt es bereits Lösungsideen?

Bietz: Zunächst einmal ist wichtig, dass dementielle Erkrankungen sich wiederfinden in der Pflegestufe. Dies ist bislang nicht so und verzerrt dadurch das Bild.

Wird genug getan? Was sehen sie, sagen wir im Jahr 2050 auf uns zu kommen?

Bietz: Wir tun viel zu wenig. Für die fernere Zukunft sehe ich regelrechte Siechenzentren, wo die pflegebedürftigen alten Menschen von Angestellten aus dem nicht europäischen Ausland gepflegt werden. Parallel dazu sehe ich eine besser ausgebaute ambulante Pflege. Gleichzeitig zeigt der Blick etwa nach Japan, dass zur Zeit bereits fieberhaft an technischen Möglichkeiten geforscht wird.