Bochum. .
Gabi Schacht, die Pächterin der „See-Terrassen“ in Oveney, hört nach 15 Jahren auf. Die Schuld am tristen Ende weist sie dem Freizeitzentrum Kemnade zu. Dessen Geschäftsführung widerspricht dem jedoch vehement.
„Räumungsverkauf“ prangt auf den selbst gemalten Schildern. Alles muss raus. Teller. Tassen. Mobiliar. Küchengeräte. Gut, dass Gabi Schlacht zwar nahe am Wasser gearbeitet, aber nicht gebaut hat. Sonst würde der Noch-Pächterin das große Heulen kommen. Nach 15 Jahren hat sie die „See-Terrassen“ in Oveney geschlossen. Dass das Ende derart trist ausfällt, sei Schuld der Freizeitzentrum Kemnade GmbH. Die Geschäftsführung widerspricht vehement.
1996 hatte Gabi Schlacht das Ausflugslokal übernommen. Außenterrasse für 120 Personen mit Seeblick, 300-qm-Saal, Grillhütte für die kalte Jahreszeit: Die Geschäfte liefen gut. „80 Prozent Omas, 20 Prozent Familien und Radfahrer“, kennzeichnet die Pächterin ihre Stammkundschaft. Das ältere Semester dominierte auch bei den Tanzabenden, die elf Jahre jeweils dienstags den Saal füllten.
Lokal ist schon seit Ende März dicht
2009 der Rückschlag: Gabi Schlacht erlitt einen Herzinfarkt. „Ich wollte mich sofort zur Ruhe setzen“, sagt die heute 50-Jährige. Die Freizeitzentrum Kemnade GmbH als Eigentümerin war einverstanden. Doch ein Übernahme-Kandidat habe nur 10 000 Euro für das komplette Inventar geboten. „Wir haben in all den Jahren hier so viel Geld investiert. Ich will mindestens 50 000 Euro“, sagt(e) Gabi Schlacht – und machte trotz ihrer angeschlagenen Gesundheit zwei Jahre weiter.
Am 31. Mai läuft der Mietvertrag endgültig aus; das Lokal ist schon seit Ende März dicht. Eine Nachfolge-Regelung ist noch immer nicht getroffen. „Es gibt über 20 Bewerber. Doch Geschäftsführer Wilfried Perner sah sich trotz des langen Vorlaufs bisher nicht in der Lage, über einen neuen Pächter zu entscheiden“, ärgert sich Gabi Schlacht. Gerne hätte sie mit einem Nachfolger über eine Übernahme der Einrichtung geredet. „Doch den gibt’s nicht. Deshalb bleibt uns nur übrig, den Kahlschlag zu vollziehen und alles wegzugeben.“
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„Wann wir einen neuen Vertrag unterzeichnen, muss allein uns überlassen bleiben“, entgegnete Wilfried Perner gestern im WAZ-Gespräch. Ausdrücklich dankt er Gabi Schlacht für die „jahrelange gute Arbeit“. Anfang nächster Woche werde ihr ein „vernünftiges Angebot“ zur Entschädigung vorgelegt. Die Entscheidung über den künftigen Pächter brauche aber Zeit. „Es gibt mehrere Interessenten. Wir sichten die Bewerbungen.“
Charakter der „See-Terrassen“ soll weitgehend erhalten werden
Perner will die Zukunft der „See-Terrassen“ mit dem Entwicklungskonzept für das Naherholungsgebiet verknüpfen. Fester Bestandteil ist demnach ein ebenerdiger Biergarten „nach bayerischem Muster“, für den Teile des Gebäudes umgestaltet werden müssen. Noch in diesem Sommer sollen hier die ersten Gäste bewirtet werden. Auch das Lokal soll noch in der Sommer-Saison unter neuer Regie wiedereröffnet werden – „wenn vielleicht auch erst provisorisch“. Der Charakter der „See-Terrassen“ solle weitgehend erhalten werden: „Sie bleiben für alle Gäste offen.“
Gabi Schlachts „Sorgen um meine Omas“ könnten somit unbegründet sein. Ihrer langjährigen Wirkungsstätte wird sie in jedem Fall treu bleiben: an der Seite ihres Ehemanns, der seit 20 Jahren den Kinderflohmarkt am See veranstaltet.