Bochum. . Wegen der Nachfrageflaute nach Windkraftanlagen muss jetzt die Firmentochter von Eickhoff Kurzarbeit fahren. Die Lage stelle sich aber noch nicht bedrohlich dar.
Eine empfindliche Konjunkturdelle trifft derzeit Unternehmen, die sich als Zulieferer für Windkraftanlagen in den letzten Jahren höchst erfolgreich positionieren konnten. Die Bochumer Eickhoff Antriebstechnik hatte vor gut zwei Jahren sogar eigens eine neue Fabrik im sächsischen Klipphausen in der Nähe von Dresden errichtet, um dort jährlich bis zu 400 Getriebe in Serie fertigen zu können. Zur Zeit müssen die über 100 Mitarbeiter dort kurzarbeiten.
Die Ankündigung der Landesregierung aus der vergangenen Woche, den Weg zur Windenergie in NRW künftig von Hemmnissen zu befreien, den Anteil an der Stromversorgung sogar bis 2020 von derzeit nur drei Prozent auf satte 15 Prozent zu steigern, hilft der Industrie vor Ort nur bedingt.
Schritt in die richtige Richtung
Dr. Ralf G. Wittor, Geschäftsführer der Eickhoff Antriebstechnik, sagt warum: „Dazu ist der NRW-Markt einfach viel zu klein. Es ist jedoch ein Schritt in die richtige Richtung, dem weitere folgen müssen.“ Der Hintergrund für diese Skepsis liegt in den weltweiten Zahlen für neuinstallierte Leistung an Windkraftanlagen.
Im vergangenen Jahr waren es weltweit immerhin 34 neu installierte Gigawatt (GW) in Windenergieanlagen. Mit Abstand vorn liegt China mit 16 GW, gefolgt von Europa mit 11 GW (davon Deutschland 1,5 GW) und Amerika mit etwa 7 GW. Allein der boomende Subkontinent China legte binnen eines Jahres um 50 Prozent zu. Das Problem: Für einen mittleren Zulieferer wie etwa Eickhoff ist es sehr schwer, den Fuß in den chinesischen Markt zu bekommen. „Die Chinesen machen das mittlerweile fast unter sich aus“, weiß Wittor.
Neue Windanlagen vorstellbar
Für den deutschen Binnenmarkt seien in absehbarer Zeit zumindest wieder neue Windanlagen mit einer Leistung von insgesamt rund 2 Gigawatt pro Jahr vorstellbar. Der bislang absolute Rekord von 3,1 Gigawatt aus dem Jahr 2002 dürfte, so der Fachmann, jedoch erst einmal eine Ausnahme bleiben.
Noch stellt sich für Eickhoff, dessen Bergbausparte im vergangenen Jahr einen Rekordabsatz von 50 Maschinen verzeichnete und damit die schwächelnde Antriebstechnik sozusagen mit durchzog, die Lage nicht bedrohlich dar. Der Umsatz des Unternehmens mit seinen rund 1500 Beschäftigen (davon etwa 500 bei der Antriebstechnik) lässt sich derzeit in etwa 45 Prozent Bergbautechnik, 45 Prozent Antriebstechnik und rund 10 Prozent für die Gießerei aufteilen.
Ungenutzte Produktionsaggregate
Auf der jetzt zu Ende gegangenen Hannover-Industriemesser präsentierten sich auch Firmen, die sich im Umfeld der Windenergie behaupten. Dabei quälen vor allem die weitaus größeren Konkurrenten der Bochumer ganz andere Sorgen. In Erwartung eines anhaltenden Booms bei der Windenergie haben sie zum Teil ein Vielfaches an zusätzlicher Produktionskapazität aufgebaut, die jetzt ungenutzt bleibt. Entlassungen, Kurzarbeit und ungenutzte Produktionsaggregate sind die Folge.
Eickhoff bietet derzeit ein 3,3 Megawatt-Getriebe (MW) als dicksten Brocken an. „Wenn die Kunden es wünschten, würden wir selbstverständlich auch in den 5 MW-Bereich vorstoßen“, so Wittor. Aber gleichzeitig sei die Realität eine andere: „Das Thema Wind ist derzeit vor allem geprägt von der Hoffnung.“