Bochum. . Ab sofort duldet die Stadt Bochum nach jahrelanger Sperre wieder Sportwetten privater Anbieter. Anlass für die Kehrtwende war eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen. Es hatte Klägern recht gegeben, die sich gegen das Verbot wandten.
„Wer schießt das erste Tor, Frankfurt oder Bremen?“ - Auch darauf kann man wetten, denn ab sofort duldet die Stadt Bochum nach jahrelanger Sperre wieder die Sportwetten privater Anbieter. Seitdem gehen in den einschlägigen Treffpunkten, etwa an der Brückstraße, wieder Tippzettel und Geldscheine über die Ladentheke. Es sei denn, man nutzt die Automaten.
Duldung bis Ende des Jahres
„Wir werden dafür sorgen, dass Bochum weiter sportwettenbudenfrei bleibt“, hatte Reinhard Firlej, Leiter des Ordnungsamtes, noch im Oktober 2010 erklärt. Auch angesichts des Urteils des Europäischen Gerichtshofes vom 8. September, das die staatliche Monopolisierung der Sportwetten in Frage gestellt hatte. Gleichwohl ging die Stadt auch da noch davon aus, dass die in Bochum verhängten Verbote rechtmäßig sind.
Das ist vorbei. „Wir dulden bis Ende des Jahres“, sagte Rechts- und Ordnungsdezernentin Diane Jägers der WAZ. Sie stelle sich auf eine Liberalisierung des Sportwettenmarktes ein, wenn zum Jahreswechsel ein neuer Staatsvertrag geschlossen wird.
Aktueller Anlass für die Bochumer Kehrtwende war eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen. Es hatte entgegen früherer Praxis Klägern aus Herne und Lünen recht gegeben, die sich gegen das Verbot, privat Sportwetten anzubieten, gewandt hatten. Jägers: „So ein Urteil müssen wir uns nicht auch noch abholen.“ Einer Berufungsentscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster im Juli sieht sie nun skeptisch entgegen.
"Eine verheerende Entwicklung"
Durch die Duldung privater Sportwettenanbieter verfahre sie zwar als „treue Juristin“, sieht aber eine Wettbüro-Schwemme kommen: „Ordnungspolitisch ist das eine verheerende Entwicklung.“
Durch Untersagungsverfügungen hatte die Stadt an die 60 Wettbuden quasi stillgelegt. Es blieben zwei Anbieter mit erlaubten Pferdewetten. Jakov Efroni, einer der Betreiber, hing Plakate ins Fenster, auf denen er der Stadt „Repressalien, widerliche Schikanen, Bankkontensperrung und Diebstahl“ vorwarf. „Bei mir ändert sich nichts“, sagte er am Freitag. Sportwetten biete er schon seit geraumer Zeit wieder an, weil er das Recht auf seiner Seite sehe.