Bochum. Ein Vergleich soll herausstellen, wie sich Hauptschulen (vergeblich) gegen den Niedergang ihrer Schulform stellen. Unsere Autoren haben in die Katholische Hauptschule Lenneplatz und in die Werner-von-Siemens-Schule geblickt.
Das Taukreuz des Franziskanerordens hängt wie ein Menetekel direkt gegenüber von Rektor Klaus Pohlschmidt an der Wand seines kleinen Büros in der Katholischen Hauptschule Lenneplatz in Grumme. Das Tau symbolisiert Demut und Unterwerfung. Doch davon möchte Klaus Pohlschmidt noch nichts wissen.
Obwohl die 1968 gegründete – aus einer katholischen Volksschule hervorgegangene – Hauptschule erstmals in ihrer Geschichte zum Schuljahresbeginn keine neue 5. Klasse bilden kann und damit akut bedroht ist, lässt er den Mut nicht sinken.
Es ist ein Gebäude aus den 50er Jahren mit Mosaikfliesen, Originallampen, geschwungenen Treppengeländern und leider zum Teil auch der Heizungsanlage, Beleuchtung oder Fenstern aus dieser Zeit. „Es wäre schon sehr optimistisch, zu denken, dass das jetzt nicht unser Aus bedeutet“, erzählt Pohlschmidt.
Zu wenige Anmeldungen
Gerade einmal sechs Anmeldungen gab es. Zu wenig. Lange vorbei sind die Zeiten, als in den 80er Jahren die Schule gar vierzügig auftrumpfte. 440 Schülerinnen und Schüler entschieden sich für dieses Angebot. Eine katholische Hauptschule, mit einem Profil, das Kinder aus ganz Bochum anlockte. Aktuell gibt es noch 215 Schülerinnen und Schülern in zehn Klassen am Lenneplatz.
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Jetzt heißt es zunächst abwarten, wie der Arbeitskreis zur Schulentwicklung entscheiden wird. Nur die Heinrich-Kämpchen-Hauptschule hatte mit fünf Anmeldungen noch weniger Erstwünsche. Das Schulverwaltungsamt entschied zunächst, dass beide Hauptschulen in diesem Jahr keine Eingangsklassen bilden dürfen. Sicher eine Vorentscheidung.
Selbstkritisch räumt Pohlschmidt ein, dass wohl das fehlende Ganztagsangebot ein wesentlicher Nachteil im Wettbewerb um die weniger werdenden Schüler war. Früher hätte es den Bedarf nicht gegeben. Aber jetzt. Die Fragen der Eltern gingen in diese Richtung und da mussten die Lehrer immer wieder den Kopf schütteln. Der Schulleiter betont: „Wir haben gute Arbeit geleistet.“
Doch seit 1985 hat diese Schule keine neue Farbe mehr gesehen, sagt er. Der äußerliche Eindruck, er zählt offenbar mehr als die gezielte Berufswahlvorbereitung, die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern ab er 7. Klasse oder dem modernen Berufsorientierungsbüro, das Kollegium und Schüler mit Bordmitteln renoviert haben. Dies klappte auch nur, weil alle mitgeholfen haben: Schüler, Lehrer und Eltern.
Hauptschule ist keine Sackgasse. Am Lenneplatz war dieser Slogan gelebte Wirklichkeit. Besonders weh habe es getan, als mit dem Start der privaten International-School gleich nebenan vor zwei Jahren manchen die Hauptschule schon einmal tot sagten.
Ob das Bistum nicht helfen könne? Klaus Pohlschmidt lacht bitter: Aus Essen gebe es nur bescheidene Zuschüsse, so werde etwa die Hausaufgabenhilfe mit finanziert. Das Katholische Profil, Gottesdienste, die Kirchlichen Feste, Religionsunterricht und sicher auch das soziale Engagement, es hilft nicht im Existenzkampf der Hauptschulen untereinander.