Bochum. . Die Bahnhofsmission Bochum feierte im Foyer des Hauptbahnhofs ihr 90-jähriges Jubiläum. Die Arbeit hat sich seit ihrer Gründung im Jahre 1921 verändert. Ursprünglich wurde sie insbesondere für den Schutz junger Mädchen und Frauen gegründet.

„Sie hilft jedem – sofort, gratis und ohne Termin“, eröffnet Ulrich Kemner, Direktor der Caritas Bochum. Gemeint ist die Bahnhofsmission Bochum. Die feierte nämlich gestern im Foyer des Hauptbahnhofs ihren 90. Geburtstag. Ursprünglich insbesondere für den Schutz junger Mädchen und Frauen gegründet, ist das ökumenische Hilfsprojekt mit der Zeit gegangen.

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Zwei hauptamtliche und 23 ehrenamtliche Mitarbeiter teilen sich die zwei Tagesschichten am Kurt-Schumacher-Platz, direkt neben dem Bahnhof. Die Türen der Mission stehen montags bis Freitags von 9 bis 19 Uhr und samstags von 9 bis 16 Uhr offen. „Wirklich jeder, der Hilfe braucht kann zu uns kommen“, erklärt Daria Sengüner, die Leiterin der Einrichtung. Sie ist bei der Caritas angestellt, ihre Kollegin Martina Scheer bei dem evangelischen Träger, der Diakonie.

"In Zeiten größter Not"

Täglich helfen sie Reisenden beim Ein, Aus- und Umsteigen, geben kostenlose Sozialberatungen oder hören einfach nur zu. „Für viele Menschen ist die Mission ein Lebensmittelpunkt“, berichtet Scheer, „die kommen fast jeden Tag, um sich hier mit ihren Bekannten zu treffen“. Natürlich erlebe man nicht nur schöne Dinge, räumt sie in, „aber wir könne oft helfen“.

Gegründet wurde die Bahnhofsmission am 26. Januar 1921, „in Zeiten größter Not“, wie es in einem Bericht vom damaligen Schriftführer heißt. Direkt nach dem ersten Weltkrieg reisten viele Menschen obdachlos und arbeitssuchend durch das Ruhrgebiet, ihnen galt das Hauptaugenmerk der Mission. Es wurden Fahrkarten bereit gestellt, Übernachtungsmöglichkeiten vermittelt, Essen wurde ausgegeben und vor allem der Schutz junger Frauen stand im Vordergrund. Die Bahnhofsmission hatte sogar ein eigenes Wohnheim an der heutigen Viktoriastraße.

80 bis 100 Menschen täglich

Heute ist die allgemeine Not zwar geringer, „aber viele Menschen brauchen trotzdem Hilfe“, so Scheer. 80 bis 100 Menschen kommen Tag für Tag genau deswegen in die Mission. 2010 waren es insgesamt 21.816 Kontakte, elf Prozent mehr, wie 2009. Besonders die Anzahl hilfesuchender junger Menschen unter 18 Jahren hat zugenommen, von 1627 (2009) auf 2185 (2010) Kontakte. Auch die Gruppe der über 65-jährigen hat um 34 Prozent zugelegt auf 3832 (2010) Kontakte.

„Wir merken, dass wir wichtig sind“, findet Scheer. Deshalb macht sie ihre Arbeit auch gerne. „Es ist gar nicht, als würde ich morgens zur Arbeit fahren“, meint sie, „die Bahnhofsmission ist fast wie ein zweites zu Hause“.